Friedrichshafen / sz - Keine euphorischen, aber durchaus zuversichtliche Töne konnte man gestern von den Vertretern der Druckindustrie hören. Die mehr als 200 Mitglieder und Gäste der Druck- und Medienverbände Baden-Württembergs (VDM) und Bayerns (VDMB) trafen sich zur gemeinsamen Jahrestagung im Graf-Zeppelin-Haus. "Die Produkte unserer Industrie haben auch im digitalen Zeitalter einen festen Platz in der Gesellschaft", sagte Uwe Ebner, Vorsitzender des VDM.
Nach weitaus schlechteren Entwicklungen der vergangenen Jahre verzeichnete die Branche laut Statistischem Bundesamt 2014 ein kleines Umsatzplus von 0,8 Prozent, wie Ebner sagte. Vor allem aber sei die durchschnittliche Kapazitätsauslastung um vier Prozent auf 86,3 Prozent gestiegen. Unbefriedigend sei aber nach wie vor die Erlössituation, die viele Betriebe sogar zum Aufgeben zwinge.
Vor diesem Hintergrund war das Bekenntnis von Holger Krezer zum gedruckten Medium Balsam auf die verwundeten Druckerseelen. Der Bürgermeister begrüßte die Gäste und sagte, sie seien in einer Stadt, die neben Seeblick auch Weitblick zu bieten habe. Kataloge, Magazine, Zeitungen, Bücher – sie hätten nicht an Bedeutung verloren, ist Krezer überzeugt. Erlauben sie doch einen spezifischen Zugang Inhalten. Der Bürgermeister wagte den Vergleich mit Licht:. "Beim Candle-Light-Dinner zünden Sie keine Neonröhre an." Online und Print ergänzten sich, sie schließen sich nicht aus, ist Krezer überzeugt. Er ermutigte die Drucker, die Herausforderung anzunehmen, ihre Kompetenzen zu nutzen und in innovative Produkte und Dienstleistungen fließen zu lassen.
Holger Busch, Hauptgeschäftsführer des VDMB, moderierte das Podium unter dem Motto "Der Kunde im Fokus". Eigentlich eine unternehmerische Binsenweisheit, aber alles andere als selbstverständlich im Alltag, wie die beiden Referenten deutlich machten. Die sich wandelnde Rolle von Print im Media-Mix stellte Alexander Voges am Beispiel der Otto GmbH & Co. KG vor. Der Versandhändler lässt zwar immer noch Kataloge drucken – mehr als 1800 verschiedene Versionen vom Haupt-, über den Phasen-, den Impuls- bis hin zum Zielgruppenkatolog. Doch wird immer weniger über geduckte Katologe bestellt. 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen online – Tendenz steigend. Aus Sicht eines Druckers nahm Peter Stämpfli aus Bern den Kunden in den Fokus. Der Unternehmer, der in sechster Generation einen Betrieb mit 400 Mitarbeiter leitet, geht hier mit viel Gespür und hoher Kompetenz vor. "Wir sind keine Druckerei mehr, sondern ein Kommunikationsunternehmen", sagte Stämpfli und zeigte eindrucksvoll wie es funktioniert.
Der Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg VDM vertritt die Druckindustrie in Württemberg und Nordbaden und zählt 500 Mitgliedsbetriebe. In der bayerischen Schwesterorganisation VDMB sind 250 Betriebe organisiert.