Friedrichshafen / sz - In der Regel sind Einweihungsfeste eine recht trockene Angelegenheit. Nicht so die offizielle Eröffnung des Fischbacher Uferwegs am Freitagnachmittag. Hunderte strömten zur Feierstunde, bei der die Übergabe von 1100 Metern Bodenseeufer an die Öffentlichkeit erfolgte – nach etlichen Jahrzehnten Wartezeit.
Bei Würstchen und Brötchen auf Kosten der Stadt feierten Fischbacher und Häfler Bürger die öffentliche Eroberung eines Stücks Bodenseeufers, das sie seit Bestehen des MTU-Werks in Manzell quasi nur durch Maschendrahtzaun sehen konnten – wenn sich nicht selber im MTU-Werk arbeiteten.
Einfach dicht
Nach einer Bauzeit von rund fünf Monaten, durften sie erstmals ganz offiziell vom Freizeitgelände in Fischbach entlang des Seeufers bis in Richtung Zeppelin-Universität flanieren. Die Gelegenheit ließ sich kaum einer entgehen: "Es gibt wenige Stellen, an denen man direkt an den See kann. Das hier ist nicht nur ein schönes, sondern auch ein richtig langes Stück", sagte etwa Christa Kücherer aus Fischbach beim ersten Begehen des Uferwegs.
Dem öffentlichen Flanieren auf dem 2,4 Millionen Euro teuren neuen Uferweg vorangegangen war eine kleine Feierstunde auf dem Fischbacher Freizeitgelände. Zu Beginn trat der Kinderchor aus Fischbach unter der Leitung von Christine Waggershauser auf – mit eigens getextetem Uferwag-Dankeslied: "Gar viele Jahre ging es nicht, der Uferweg war einfach dicht", hieß es da. Dann versuchte Oberbürgermeister Andreas Brand die Geschichte und die Bedeutung des Uferwegs zusammenzufassen. Es gelang ihm am besten, als er auf die Ungeduld der Häfler nach jahrzehnten des Wartens anspielte: "Es gibt in der Stadt keine Baustelle, die verbotenerweise so oft während der Bauzeit schon betreten wurde", scherzte er in Richtung all jener Bürger, die den Weg in den vergangenen Monaten bereits einmal getestet hatten.
Immer wieder waren die Verhandlungen um den Weg in den vergangenen Jahren abgebrochen worden. Selbst vor Gericht konnten sich Stadt und MTU, heute Rolls-Royce, dem das Gelände gehörte, nicht einigen. Erst am 28. Juni 2013 wurde dann ein Vertrag unterzeichnet, nachdem sich Joachim Coers, ehemaliger MTU-Chef, dafür eingesetzt hatte. Im Januar 2015 rollten dann die Bagger an um das Vorhaben Realität werden zu lassen. Es brauchte 8700 Tonnen Flussbausteine und etliche Tonnen Kies, um den Weg vor den MTU-Hallen im flachen Seebereich aufzuschütten – 650 Meter im Wasser, 1100 Meter insgesamt. Auf rund zwei Metern Breite dürfen sich künftig die Fussgänger tummeln. Je nach Wetter erwarten die Planer allerdings, dass der Uferweg ein bis mehrmals im Jahr überflutet werden könnte.