Friedrichshafen / sz - Der Karl-Olga-Park nimmt langsam Gestalt an. Am Montag hat sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats erstmals mit einem Bebauungsplan für einen Teil des Geländes befasst. Wegen der Entwicklungen in der Kliniklandschaft haben aber einige Räte Bedenken, ob das KOP-Projekt noch auf dem aktuellen Stand ist.
Der Streit um den geplanten Abriss des alten Pflegeheims Karl-Olga-Haus hatte Friedrichshafen monatelang beschäftigt. Nach dem Beschluss, den 1892 gebauten Teil samt Kapelle zu erhalten, war zunächst Ruhe eingekehrt. Jetzt nimmt das Projekt wieder Fahrt auf.
Zwischen Hallenbad und Löwentaler Straße soll zunächst ein neues Pflegeheim "Karl-Olga-Haus" mit 100 Betten entstehen, zudem in Trägerschaft des Klinikums Friedrichshafen ein Gesundheitszentrum mit Geriatrischer Rehabilitation (28 Betten), Langzeitneurologie (zehn Betten) und Praxen für Ärzte, Logopädie, Physio- und Ergotherapie. Auch eine Altenpflegeschule und ein Kindergarten sind vorgesehen. In einem zweiten Schritt sollen auf dem alten Karl-Olga-Gelände zwischen Ailinger und Ehlersstraße Wohnungen gebaut werden.
Für den ersten Schritt will die Stadtverwaltung nun den nötigen Bebauungsplan auf den Weg bringen. Er orientiert sich an konkreten Plänen für den Karl-Olga-Park, die aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangen sind. Demnach soll auf der unlängst gerodeten, knapp 9000 Quadratmeter großen Fläche hinter dem Hallenbad ein Gebäudekomplex aus zwei Kuben mit Innenhöfen entstehen, der von oben betrachtet an eine Acht erinnert. Maximale Höhe: 14,50 Meter bei vier Geschossen. Maximal Länge: 100 Meter.
"Mit vollem Popo vermessen"
Zu einer Empfehlung an den Gemeinderat, der sich am 22. Juni mit dem Bebauungsplan für den ersten KOP-Abschnitt befassen soll, konnten sich die Räte im TA nicht durchringen. Vor allem Heinz Tautkus (SPD) stellte den Plan in Frage. Seine These: Angesichts kursierender Gerüchte rund um die Übernahme des Tettnanger Krankenhauses durch das Klinikum Friedrichshafen müsse man in Frage stellen, ob die Geriatrische Reha überhaupt ins KOP ziehen wird. Sollte dies zutreffen, sei der vorliegende Planentwurf nicht mehr zu gebrauchen. Tautkus: "Wir hätten dann eine maßgeschneiderte Hose, die mit vollem Popo vermessen wurde. Wenn der volle Popo dann aber fehlt, dann fehlt’s hinten und vorne."
Rund um die Übernahme der Tettnanger Klinik war das Thema Geriatrische Reha offiziell nie thematisiert worden. Bürgermeister Stefan Köhler wollte zu Gerüchten keine Stellung beziehen, empfahl jedoch, den Bebauungsplan weiterzuverfolgen. Die Räte beschlossen, sich zunächst innerhalb der Fraktionen kundig zu machen und intern abzustimmen.
Der Karl-Olga-Park in der Chronologie
2011: Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Karl-Olga-Geländes. Das in die Jahre gekommene Haus entspricht nicht mehr den Vorgaben der Landesbauverordnung, die Unterhaltskosten steigen, auch das jährliche Defizit.
15. März 2013: Die Verwaltung stellt ihr Konzept fürs KOH-Gelände vor: Abriss und ein Campus, der die komplette Altersversorgung abdeckt, mit Pflegeheim, Therapiepraxen oder auch einer Altenpflegeschule. Prinzip: "Alle Leistungen unter einem Dach".
18. März 2013: Der Gemeinderat ist angetan und segnet die städtischen Pläne ab für den Karl-Olga-Park – einstimmig.
Frühjahr 2013: Die "Freunde des Karl-Olga-Hauses" sammeln Unterschriften für den Erhalt des alten Gebäudes.
27. Juni 2013: OB Andreas Brand stoppt die Planung. Ein laufender Architektenwettbewerb wird modifiziert. Es soll nun geprüft werden, ob Teile des alten KOH in den neuen Karl-Olga-Park integriert werden können.
18. Dezember 2013: Präsentation des Siegerentwurfs vom Architekturbüro Thillmann aus Koblenz.
19. Mai 2014: Bürgerinformation und Start der Auslegung.
28. Juli 2014: Räte stimmen mehrheitlich für KOH-Teilerhalt.
8. Juni 2015: TA berät einen Bebauungsplan für einen Teil des Karl-Olga-Parks.