Friedrichshafen / sz - Wer kennt nicht die Schlagerboote, Wiesnboote und bald sogar ein "Burlesqueboot", die immer wieder feierndes Volk über den Bodensee schippern? Die Meinungen über die weithin hörbaren Partyschiffe sind geteilt - was dieser Schlagabtausch zwischen Schwäbische.de-Autor Anton Fuchsloch und Andreas Karlinger, Leiter der Eventagentur King Karla, belegt.
Schwäbische.de-Autor Anton Fuchsloch hat sich am Mittwoch mit spitzer Feder über den "Ballermann" auf dem Bodensee" beklagt - und bekam prompt Antwort von Karlinger, der sich unter anderem für das Schlagerboot XXL verantwortlich zeichnet, das jüngst vor Friedrichshafen kreuzte - laute Musik inklusive. Den Schlagabtausch der beiden Herren im Originaltext wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten.
Ballermann auf dem Bodensee
Von Anton Fuchsloch
Der Bodensee ist normalerweise ein stilles Gewässer. Die Fische sind von Natur aus stumm. Der Wind säuselt leise. Die Wellen sind flach, die Brandung ist sanft. Nicht einmal die Schwäne singen, nur die Möwen krächzen ab und zu. Auch Schiffe dürfen nicht zu viel Lärm machen und unterliegen strengen Vorschriften, was Emissionen jeder Art betrifft. Deshalb gleiten die größten und stärksten normalerweise sanft und nahezu lautlos dahin. Diese Friedhofsruhe ist manchen Zeitgenossen offenbar ein Dorn im Auge, weshalb sie den See von einer Fähre aus ab und zu grenzüberschreitend beschallen.
Verzweiflung und Wolfgang Petry
Selbstverständlich mit behördlicher Genehmigung. Vergangenen Samstagabend haben wir vom Stärr Schorsch aus dieses Spektakel live erleben dürfen. Hossa, da ging aber der Punk ab: Das hörte sich ganz nach Ballermann auf dem Bodensee an. Schlagermove Bootparty war angesagt - die Karten zu 49,99 Euro das Stück inklusive Bier, Rotkäppchensekt, Wein und alle Softgetränke ausverkauft. Für die Bootpeople muss die Überfahrt allerdings nicht lustig gewesen sein.
"Hölle, Hölle, Hölle" dröhnte es lautstark und inständig über den See. Beinahe hätten wir die Wasserschutzpolizei und das DLRG angerufen, denn das klang wirklich nicht lustig. Nach einer halben Stunde Hörprobe ließen wir uns belehren, dass es sich nicht um Verzweiflungsschreie, sondern um die Wahnsinnslyrik von Wolfgang Petry handelte. Den Unterschied konnte uns allerdings keiner so recht erklären.
Fassen Sie sich ein Herz, Herr Fuchsloch
Von Andreas Karlinger
Menschen sind nicht von Natur aus stumm. Rund um den Bodensee feiern und feuerwerken sie zur aktuellen Jahreszeit häufig und laut. Dass nun ausgerechnet die vier Stunden, in denen Menschen auf dem Schlagermove-Boot fröhlich sangen und tanzten, dem Kommentator eine öffentliche Rüge wert sind, stimmt uns traurig.
Gerne möchten wir ihn zur nächsten Veranstaltung einladen, dann könnte er folgendes feststellen: Unsere "Bootpeople" sind Menschen in der Altersgruppe 30 bis 50. Sie feiern ausgelassen, aber durchaus gesittet, und saufen sich nicht – wie im Übrigens angedeutet – ballermannmäßig ins Koma.
"Ein bisschen Frieden"
Unsere Bootpartys genießen weithin einen ausgezeichneten Ruf. Viele unserer Gäste sind Touristen, die eigens für unsere Bordfeste an den Bodensee reisen (oft zum ersten Mal) und die Tage danach und/oder davor als Kurzurlaub nutzen. Mit etwa 150 Zimmerbuchungen und entsprechendem Verzehr in Restaurants und Cafes bescherte das Schlagermove-Boot am letzten Samstag auch dem Friedrichshafener Hotel- und Gaststättengewerbe einen Grund zum Feiern.
Übrigens: Wir spielen nicht nur Wolfgang Petrys Megahit "Wahnsinn" (Dauer: etwa fünf Minuten), sondern haben auch Nicoles "Ein bisschen Frieden" im Angebot. Fassen Sie sich ein Herz, Herr Fuchsloch, und feiern Sie einfach mal mit uns!
PS: Die Aufforderung von Andreas Karlinger hat unser Autor natürlich angenommen: Anton Fuchsloch wird demnächst einem Partyboot nach Wahl einen Besuch abstatten - vielleicht gibt es demnächst also nochmal Lesestoff zum Thema.