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Häfler Theaterspielclub 13+ zeigt ein Spiel ohne Grenzen

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Friedrichshafen / sz - Frei sein! Das bedeutet, seine Meinung frei äußern zu können. Seinen Gedanken "freien Lauf" zu lassen. Das Leben außerhalb von Mauern und Gittern. Fliegen durch die Lüfte, wie ein Vogel der seine Flügel spreizt und sich vom Wind an weit entfernte Orte tragen lässt. Keinen Zwängen zu unterliegen. Der Häfler Theaterspielclub 13+ hat sich dem Thema "Frei sein" in seiner neuen Produktion unter der Leitung von Angelika Wagner angenommen. Das Stück wurde am Samstag im Kiesel erstmals aufgeführt. Die Hauptrollen spielten Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren.

Geschrieben haben die Nachwuchsschauspieler dieses lebendige, ausdrucksstarke und äußerst kurzweilige Stück vollkommen selbst – in nur sechs Monaten.

Es ist eine Geschichte, mit der sich Gleichaltrige identifizieren können und Erwachsene zurückdenken lässt. An die Zeit, in der sie selbst nichts anderes wollten, als den wachsamen und strengen Augen der Eltern zu entkommen. Eigene Handlungen frei bestimmen zu dürfen.

Das Stück beginnt in der Gegenwart. Da stehen sie, in einer Reihe. Die Gesichter sind ernst, ängstlich, verzweifelt. "Ich heiße Lilli". "Benny, 13, Jahre". "Nein, bitte! Meine Eltern bringen mich um!". Der Zuschauer weiß sofort, irgendetwas Schlimmes ist passiert.

Das Licht geht aus. Ein Szenenwechsel in die Vergangenheit.

Der letzte Schultag. Sechs Wochen Sommerferien liegen vor den Schülern. Doch die Zeugnisse der Neun werden bei den Eltern keine Lobeshymnen auslösen.

Flucht in die Freiheit

Um dem Ärger zu entgehen schmieden die Neun einen verschwörerischen Plan. Bei Nacht und Nebel packen sie ihre Rucksäcke, springen auf einen leeren Güterwaggon auf und fahren weg. Egal wohin. Ohne Handys, ohne Eltern, ohne Schulbücher – in die Freiheit. Sie landen in Italien.

Zwei Wochen lang genießen sie das Leben, gehen auf Partys, trinken Alkohol, springen von Klippen ins Meer. Die Schauspieler vermitteln dem Zuschauer eine sorgenfreie Stimmung.

Während der Aufführung wird klar, dass sich die Jugendlichen beim Schreiben des Stückes intensiv damit auseinandergesetzt hatten, was solch ein Leben ohne Grenzen eigentlich bedeutet. Und dass sie zu dem Schluss gekommen sind, dass Freiheit auf der einen Seite etwas Wunderbares ist, zuviel davon jedoch schnell negative Konsequenzen mit sich bringt.

Plötzlich ist das Geld alle. Nun füllen die Einen die Kasse mit Straßenmusik – die Anderen gehen zum Diebstahl über. Eine Geldbörse, dann eine Tasche, das Verprügeln eines Wachmannes. Die Gruppe spaltete sich. Was die Einen verurteilen wird zum aufregenden Kick für die Anderen und endet in steigender Kriminalität und Abgeklärtheit. "Wir klauen ein Auto! Das machen die im Film auch immer", schlägt Marc vor. Der Diebstahl schlägt fehl, doch finden sie auf diesem Weg einen Villaschlüssel. Alle gemeinsam steigen sie in das leere Haus ein – und plündern den Alkoholvorrat. Plötzlich hört der Zuschauer Sirenen.

Szenenwechsel – zum Anfang hin. Die Jugendlichen stehen in einer Reihe. "Charlotte, nennen sie mich Charly".

Erfrischend anders

Die Zuschauer im Kiesel im k42 sind begeistert. Ja, es ist ein junges Stück, erfrischend anders, als andere Aufführungen.

Es macht begreiflich, wie wichtig es für Eltern und Kinder ist, sich gegenseitiges zuzuhören und Kompromisse einzugehen. Und dass es gut ist, in seinen Handlungen nicht in jeder Hinsicht frei zu sein, da die eigene Interpretation von Freiheit schnell zum Schaden anderer führen kann.


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