Friedrichshafen / sz - Die gute Nachricht: Die Ukraine-Krise bedroht die Existenz der Zeppelin GmbH nicht. Die schlechte Nachricht: Der Konflikt zwischen dem osteuropäischen Staat und Russland ist hauptverantwortlich für einen fünfprozentigen Umsatzrückgang beim Stiftungsunternehmen, das ansonsten auf einem guten Weg ist.
"Wir sind von der Ukraine-Krise zu 100 Prozent betroffen", sagte Peter Gerstmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin-GmbH, bei der Vorstellung der Jahresbilanz am Freitag. Nicht nur der Verkauf von Caterpillar-Baumaschinen - Haupteinnahmequelle von Zeppelin - gestaltet sich in der Region angesichts von Sanktionen und Währungsverfall schwierig, auch das Geschäft mit Motoren ist kompliziert geworden. So sank der Konzern-Umsatz im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern allerdings legte auf 71,6 Millionen Euro leicht zu (Vorjahr: 64,4 Millionen Euro).
"Nicht existenzbedrohend"
Existenzbedrohend ist die Ukraine-Krise für Zeppelin nach Einschätzung Gerstmanns und seines Finanzchefs Christian Dummler nicht. Man habe so viel Kapital und Maschinen abgezogen wie möglich, zugleich die Geschäftsaktivitäten heruntergefahren und sei auf alle möglichen Entwicklungen des Konflikts bis hin zu einer Enteignung vorbereitet.
Die fünf Geschäftsbereiche der Zeppelin GmbH, die der Zeppelin-Stiftung gehört und die ihre Zentrale in Garching bei München hat, haben sich 2014 unterschiedlich entwickelt. Die "Baumaschinen EU" (gemeint sind vor allem Geschäfte mit Caterpillar-Produkten in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Slowakei) erreichten mit einem Umsatz von 1,04 Milliarden Euro fast den Wert des Vorjahrs. Der Gewinn vor Steuern stieg von 29,2 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 35,2 Millionen. Grund hierfür ist unter anderem der Verkauf der weniger gewinnträchtigen Hyster-Gabelstapler und der Einstieg bei der Firma Sitech, die auf alle Aspekte der Datensteuerung auf einer Baustelle spezialisiert ist.
Weniger gut sind natürlich die Zahlen im Bereich "Baumaschine CIS" (also Geschäfte im europäischen Teil Russlands, Armenien, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, Weißrussland und der Ukraine). Hier sanken Umsatz und Gewinn deutlich.
Neue Plattform "klickrent.com"
Zuwächse verzeichnete das Vermietgeschäft. Hier hat Zeppelin die Firma Streif Baulogistik übernommen, der zweitgrößte Zukauf nach der Übernahme der Firma MVS im Jahr 2003, die die Basis des Zeppelin-Vermietgeschäfts darstellt. Spannende Effekte erhoffen sich Gerstmann und seine Kollegen von "klickrent.com", bei dem Zeppelin eingestiegen ist. Auf dieser Internetplattform können Kunden des Konzerns Baumschinen, die sie im Moment nicht benötigen, zur Vermietung anbieten. Auch Zeppelin selbst nutzt die Seite, um Fahrzeuge und Maschinen vorübergehend an den Mann zu bringen.
Auch wenn Umsatz und Gewinn leicht zurückgegangen sind, ist die Zeppelin-Chefetage mit der Entwicklung des Bereichs Power Systems, also Motoren, durchaus zufrieden. In dieser Sparte ist Zeppelin Wettbewerber von Rolls-Royce Power Systems/MTU und will künftig vor allem mit Dieselaggregaten für die Energieerzeugung wachsen.
Anlagenbau ist "wieder entwicklungsfähig"
Der Zeppelin-Anlagenbau hat unruhige Zeiten hinter sich. Nach Einschätzung von Konzern-Chef Peter Gerstmann ist die Geschäftseinheit aber jetzt so strukturiert, dass "der Bereich wieder entwicklungsfähig ist". Nach roten Zahlen im Jahr 2013 (minus 5,9 Millionen Euro) steht für 2014 sogar ein Gewinn in den Büchern.
Die ausgewiesenen 800 000 Euro Plus sind aber nur möglich, weil bei der Rechnung die Folgekosten der Umstrukturierung herausgerechnet sind. Dabei geht es vor allem um den Abbau von 56 Stellen, der zwar umgesetzt, aber noch nicht überall engültig vollzogen ist. Von allen Mitarbeitern hat sich Zeppelin übrigens in gegenseitigem Einvernehmen, etwa im Zuge von Altersteilzeit, getrennt.
Der Anlagenbau, der in Friedrichshafen beheimatet ist und Schüttgutsysteme für die chemische und die Lebensmittelindustrie entwirft und baut, war ins Wanken geraten, weil der Bereich zu schnell gewachsen ist und nötige Strukturanpassungen nicht vollzogen wurden. 2014 übernahm mit Dieter Brücher ein Interimsmanager das Ruder und leitete eine Strukturreform ein. Die Führungsbene wurde verschlankt, Produktionsprozesse auf je einen Standort beschränkt, unrentable Produkte vom Markt genommen. So hat Zeppelin Anlagen für Fruchtsaftabfüller aus dem Programm genommen. Seit April 2015 leitet Axel Kiefer den Ablagenbau (Zeppelin Systems).
Insgesamt erwirtschaftete die Geschäftseinheit 266 Millionen Euro, 33 Millionen weniger als im Vorjahr. Dass die neue Organisationsstruktur fuktioniert, zeigt sie Tatsache, dass trotz des geringeren Umsatzes ein kleiner Gewinn erzielt wurde.
600 Zeppeliner in Friedrichshafen
Die Zahl der Mitarbeiter von Zeppelin Systems in Friedrichshafen lag 2014 bei 540. Daneben arbeiten rund 60 weitere Menschen am See für den Konzern, die meisten für die Geschäftseinheit Rental (Vermietung).
In Deutschland beschäftigt Zeppelin gut 3800 Mitarbeiter, weltweit sind es rund 7900. Davon entfallen knapp 1400 auf den Anlagenbau. In Deutschland sind es gut 900.
Zeppelin-Zahlen 2014
Konzern-Umsatz: 2,3 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,4 Milliarden)
Umsatz Baumaschine EU: 1,04 Mrd. (1,04 Mrd)
Umsatz Baumaschine CIS:
434 Mio (573 Mio)
Umsatz Rental: 348 Mio (290)
Umsatz Power Systems:
301 Mio (311)
Umatz Anlagenbau: 266 (299)
Ergebnis vor Steuern:
71,6 Millionen Euro (64,4 Mio)
Mitarbeiter: 7882 (7648)
Dividende: 7 Millionen Euro
Ein Video zur Pressekonferenz von Zeppelin finden Sie hier.