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Ein Mann, ein Witz, Hunderte Lacher

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Friedrichshafen / sz - Er ist ziemlich klein und das ist auch das Erste, was er thematisiert, als er die Bühne im Graf-Zeppelin-Haus am Freitagabend betritt: Comedian Ralf Schmitz, der nicht zuletzt mit "Genial daneben" und der "Schillerstraße" von sich reden gemacht hat.

Gleich zu Beginn klettert der Mann, der sein gesamtes Programm mit Zuschauereinsatz gestalten wird, von der Bühne und schlendert durchs Publikum. "Ich nehme die zweite Reihe", verkündet er spitzbübisch grinsend, weil die erste Reihe ja schon erwarte, dass er sich sie vorknöpfe. Mit einer gewissen Redundanz fragt er die Zuschauer ab, ob sie zu Hause selbst renovieren würden oder renovieren ließen und was das nervigste Geräusch dabei gewesen sei. Schließlich soll es in dem Programm irgendwie um seinen gescheiterten Hausbau gehen. Das Thema gerät allerdings allzu oft völlig in Vergessenheit. Seine Interviewpartner jedenfalls haben ihn schnell durchschaut. "Bei uns hat nichts ein Geräusch gemacht", greift etwa der dritte Befragte direkt vor, um dem lästigen Nachahmen eines besonders seltsamen Lautes zu entgehen.

Und wie es begonnen hat, so setzt sich das Programm auch fort: Schmitz fragt das Publikum, Schmitz wiederholt dieselben Fragen, Schmitz verspricht, dass jemand nicht auf die Bühne kommen müsse und bestellt ihn dann doch nach oben. Dabei kann er zwei Dinge besonders gut: Themen unter seine eigene Gürtellinie lenken und Negatives an seinem Gegenüber finden. So lästert er auch bei jeder Gelegenheit über seine Zuschauer und wer von ihm auf die Bühne bestellt wird, der muss meist beinahe unerträglich lange oben bleiben und seine kleinen Spielchen mitspielen. Dabei lässt er es zwar an innovativen Gags, nicht aber an Körperkontakt mangeln. Und locker lässt er sowieso nicht. Selbst als eine Zuschauerin bereits nach einer Minute zaghaft meint: "Kann ich dann wieder gehen?" und permanent das ihr in die Hand gedrückte Mikrofon möglichst weit von sich reckt, lässt der gar nicht so lustige Spaßmacher sich nicht etwa eine Wendung einfallen, die ihr den Abgang aus dem Scheinwerferlicht ermöglichen würde, sondern folgt stur seinem Schema F, das da lautet, einen Witz so lange auszuschlachten, bis auch wirklich der letzte Lacher krepiert. Im besagten Falle bedeutet das, dass die beiden einen Dialog im Altersheim (der Ort wurde vom Publikum vorgegeben) frei improvisieren und jedes Mal, wenn der Keyboarder eine Melodie anstimmt (die musikalischen Genres hat natürlich auch die Zuschauerschaft vorgeben dürfen), passend dazu singen sollen.

Spätestens jetzt wird deutlich: Ralf Schmitz macht nicht etwa eine Show für sein Publikum, sondern sein Publikum ist die Show. Dabei ist es praktischerweise vollkommen egal, wie freiwillig es dabei mitspielt, denn: Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude und Schmitz selbst lacht sowieso über jeden seiner Witze.


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