Friedrichshafen / sz - Unter dem Motto "Bilder für Wände" hat der Häfler Galerist Bernd Lutze Arbeiten aus dem Nachlass des 2007 verstorbenen Künstlers Claus Peter Wittig zusammengestellt.
Schon 1981 hat Lutze eine Ausstellung unter dem gleichen Titel gezeigt, die erste Einzelausstellung des damals 32-jährigen Künstlers, eines Einzelgängers, der nach der Lehre als Bankkaufmann an der Fachhochschule Köln Freie Kunst studierte und später noch einige Semester Philosophie, Politikwissenschaften und Pädagogik an der Universität Köln. Damals war er ein Vertreter der sogenannten "Wilden", der "Heftigen Malerei", die in den 80ern für Furore sorgte, da sie sich von der weit verbreiteten Gedankenkunst abwandte und sich dem Emotionalen, Phantasievollen zuwandte. Als Beispiel hängen in der Ausstellung eindrucksvolle großformatige Werke wie das Acrylbild "Romulus und Remus – Entstehung einer Stadt", in dominantem Rot mit schnellem, breitem Pinsel gemalt. Großformatig und doch zart ist das wenige Jahre später entstandene "Blumenbild" (für Japan), ein locker konzipiertes Gemälde, das Elemente der japanischen Kunst aufnimmt und mit der heftigen Malerei verbindet, die hier zum Träger von Empfindungen mutiert.
In den hinteren Räumen hängen Beispiele für Wittigs Goldbilder, die er unter ärmlichsten Bedingungen mit Schlagmetall arbeitete, und ein großformatiges "Brennnesselbild", das in seiner Kargheit besticht: schwarze Blätter auf grauem Grund, für den er verschiedenste Aschen von Zigaretten, Zigarren oder aus dem Holzofen verwendete.
Sachen, die man lieber wegräumt
Im hintersten Raum finden sich auch einige kleinformatige Stillleben, bei denen nicht nur die farbliche Halbierung auffällt, sondern auch die Motive, die ganz aus dem Alltag gegriffen sind: Aschenbecher, Taschentücher, Graubrotscheiben, Strauchtomaten: "Es sind Gegenstände, die man lieber wegräumt, wenn Besuch ansteht", habe Wittig dazu gesagt.
Einsam und menschenscheu sei der Künstler gewesen, das Sich-Vermarkten war seine Sache nicht, daher musste er ums nackte Überleben kämpfen und wählte schließlich den Freitod. Doch auch im Verborgenen konnte Großes entstehen. Vor allem spürt man hier das Ringen eines Menschen mit seinem Beruf. Das ist existenzielle Malerei, hart erarbeitet, ja erlitten.
Die Ausstellung ist bis 6. Juni 2015 zu sehen. Die Galerie Lutze ist jeweils Mittwoch bis Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet.