Friedrichshafen / sz - Im Januar 2014 hat "Blechschaden" mit seinem Jubiläumskonzert "30 Jahre Blechschaden" im Häfler Graf-Zeppelin-Haus gastiert, jetzt sind sie mit dem Jubiläumskonzert wiedergekommen und haben erneut ihre Zuhörer mitgerissen.
Wer da glaubt, es sei dasselbe Konzert gewesen, kennt die Vollblutmusiker und ihren quirligen schottischen Leiter Bob Ross schlecht, denn dafür ist ihr Repertoire, ihre Spiellust viel zu groß, als dass sie sich einfach wiederholen wollten. Die im Programm steckende Titelliste darf man getrost gleich wieder vergessen, Bob Ross meint nur verschmitzt: "Das, was drin steht, ist nicht unbedingt das, was wir spielen." Mit Witz und Charme moderiert er das Konzert, hüpft beim Dirigieren auch mal in die Höhe – kein Wunder bei 1,58 m Größe, mit der er gerne kokettiert -, und tanzt auch mal mit, wenn seine Bläser in einer der Zugaben Alexis Sorbas’ Sirtaki anstimmen.
Gestandene Männer sind sie, die Blechbläser-Riege der Münchner Philharmoniker mit fünf Trompeten, zwei Posaunen, Tuba, Euphonium und Horn, dazu noch der Schlagzeuger Arnold Riedhammer, Dozent an der Musikhochschule München, so wie der Posaunist Dany Bonvin Professor am Mozarteum und Trompeter Erich Rinner am Konservatorium in Innsbruck ist. Von Amt und Würden hier keine Spur, dafür umwerfende Virtuosität und ansteckende Laune. Vor dreißig Jahren fand Hornist Bob Ross, dass er und seine Kollegen nicht immer nur im Orchester in der hintersten Reihe sitzen und sich von den Streichern die Show stehlen lassen sollten, sondern selber mal vorne spielen. "Blechschaden" war geboren und gastiert inzwischen in aller Welt, heimst Preise wie den Echo Klassik ein und bringt CDs raus.
Selten spaziert ein Konzertprogramm so ungeniert zwischen E- und U-Musik hin und her. So landet Monteverdis "Orfeo" bald beim "Tiger Rag" und Mozarts "Entführung aus dem Serail" hat man in der Oper wohl noch nie so triumphal gehört. Apropos "triumphal": Sechs seriöse Männer schnappen sich Plastikschlauch samt Trichter und schon schmettern sie mit aller Macht Verdis "Triumphmarsch" aus der "Aida".
Grandiose Soli
In bunter Folge wechseln sich in der "interaktiven Partyshow", so Bob Ross, ernste, festliche Musik wie Händels "Chaconne" und zünftige Blasmusik wie "Am wilden Kaiser" samt Jodler ab. Immer sind grandiose Soli eingebaut, ob Hornist David Moltz mit dem Hornsolo aus Tschaikowskys 5. Sinfonie oder zwei Trompeter im Vivaldikonzert oder Posaunist Dany Bonvin mit Piazzollas "Libertango", für Bläser arrangiert. Grandios hört sich auch Bachs "Toccata" für Orgel in "schottischer Fassung ohne Orgel" an. Ein bunter Mix folgt in den Zugaben vom Glenn-Miller-Sound in "Tuxedo Junction" bis zu "YMCA" und einem bayrischen Marsch als Rausschmeißer.