Friedrichshafen / sz - Vier Bildungsangebote an vier Orten im Bodenseekreis möchte die katholische Erwachsenenbildung (keb) vorstellen. Das Besondere daran ist, dass es sich um kostenlose Kurse für Menschen mit Lernschwierigkeiten handelt. Das Modell "Erwachsenenbildung und Inklusion" wird bei der keb bereits seit drei Jahren angeboten. Am Mittwoch, 15. April, ist die Auftaktveranstaltung mit Programm, bei der die Inhalte der einzelnen Angebote vorgestellt werden.
Ein Widerspruch?
Gesonderte ausgewiesene Angebote für Menschen mit und ohne Behinderung scheint ein Widerspruch zu dem Inklusionsgedanken zu sein. Genau genommen sollten Angebote, auch die im Bildungswesen, wie selbstverständlich für jedermann zugänglich sein. "Das stimmt und genau da wollen wir auch hin", sagt Lothar Plachetka, Geschäftsführer der keb Bodenseekreis. Dass die keb gesondert markierte Kurse mit dem Inklusionsgedanken hervorhebt, habe den einfachen Grund, den Teilnehmern die Möglichkeit der Begegnung zu bieten und Berührungsängste zu verlieren. Die Kurse werden in der sogenannten "leichten Sprache" im Programmheft abgedruckt. Leichte Sprache heißt mit wenigen und verständlichen Worten, angereichert durch Piktogramme und Fotos, den Kursinhalt zu vermitteln. Was mögliche Teilnehmer erwartet und wie die Kurse aufgebaut sind, möchten die beteiligten Kooperationspartner am Mittwochabend zeigen. Gemeinsam unterstützen das Referenten und Ansprechpartner sowie ein Rahmenprogramm von und mit Menschen mit Behinderungen erwartet die Besucher. Zum Kooperationsprojekt, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergs unterstützt, gehören: das Landratsamtes Bodenseekreis, Pfingstweid, die St. Gallus Hilfe, die Volkshochschule Bodenseekreis, die Musikschule Tettnang, das Mehrgenerationenhaus in Markdorf, das Lagerhäusle in Frickingen, die Zieglerschen, die Lebenshilfe und die Camphill Ausbildungen..
Ab Mittwoch, 15. April, werden über einen Zeitraum von 14 Tagen in Markdorf, Frickingen, Friedrichshafen und Tettnang vier unterschiedlichen Workshops als Schnupperkurs angeboten.
Kostenlose Teilnahme
"Die Teilnahme ist kostenlos", sagt Referentin Brigitte Ruske. Fitness für den Kopf, Englisch, Selbstbehauptung für Frauen, Kreativangebote wie Filzen, Mosaik mit Fliesen legen und Musik stehen zur Verfügung, aber auch praktische Hilfen des Alltags wie das Erlernen der Gebärdensprache stehen im Programm. Es sei leider noch nicht selbstverständlich, dass die zahlreichen Möglichkeiten im Bodenseekreis auch von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen werden können. "Berührungsängste gibt es da übrigens auf beide Seiten", sagt Lothar Plachetka.
Seit drei Jahren arbeitet die keb mit den Inklusionskursen – und das mit Erfolg. Die Teilnehmer begegnen sich auf einer gemeinsamen Ebene des Lernens und profitieren voneinander. Seit 2012 sei die Anzahl der Inklusionsangebote stetig gestiegen. In diesem Jahr sind es 29 Kurse, die belegt werden können, und die Vergangenheit zeige, dass die Bildungsangebote sehr gut angenommen würden. "Auf eine Teilnehmerzahl von zwölf Kursbesuchern kommen im Schnitt zwei Menschen mit Behinderung", betont Plachetka.
Die Aktionswochen im Modellprojekt "Erwachsenenbildung und Inklusion" beginnen am Mittwoch ab 17.30 Uhr im Haus der katholischen Dienste, Katharinenstraße 16. Einlass ist jederzeit möglich. Flyer über Kursinhalte sind in öffentlichen Gebäuden verteilt und in der keb erhältlich. Mehr Informationen online unter:
www.keb-fn.de