Friedrichshafen / sz - Die orkanartigen Sturmböen von Tief Niklas haben auch den Bodenseekreis nicht verschont: Die Windmassen, die das Tief durchs Land trieb waren teilweise so heftig, dass mehrere Straßen im gesamten Kreisgebiet gesperrt werden mussten, allein die Häfler Feuerwehr mehr als zehn Mal wegen umgestürzter Bäume und davonfliegenden Dachziegeln ausrücken musste. Letztendlich musste auch der Fährbetrieb zwischen Romanshorn und Friedrichshafen eingestellt werden. Personen sind laut Polizei nicht zu Schaden gekommen, der entstandene Sachschaden geht aber in den fünfstelligen Bereich
Der April zieht mit viel Wind ins Land. Stadtbrandmeister Louis Laurösch weiß ein langes Lied davon zu singen. Feuerwehreinsätze wegen vorwiegend am Dienstagvormittag umgestürzter Bäume werden von der Feuerwehr aus Ettenkirch gemeldet, auf der Waldstraße zwischen Jettenhausen und Berg, im Fallenbrunnen oder am Klärwerk.
Besonders ausgefallener Einsatz in der Häfler Innenstadt bei der Esso-Tankstelle in der Eckenerstraße: Dort rissen die Sturmböen am Motorradparkplatz einen Motorroller um. Ausgelaufenes Öl und Benzin musste mit einem Ölbindemittel unschädlich gemacht werden.
Aus Sicherheitsgründen wurden von den Straßenmeistereien zwei Kreisssstraßen gesperrt. Die Verbindung zwischen Jettenhausen und "Schnapskreisel" sowie die Straße, welche Deisendorf und Gebhardsweiler verbindet.
B 30 zeitweise halbseitig gesperrt
Ganz in der Nähe in Lochbrücke musste die Bundesstraße 30 für kurze Zeit halbseitig gesperrt werden, da Dachziegel auf die Fahrbahn gefallen waren. Die Landesstraße zwischen Brochenzell und Ettenkirch musste sogar komplett gesperrt werden, bis die Freiwillige Feuerwehr eine über die Fahrbahn gestürzte Tanne zersägt und die Straße wieder geräumt hatte.
Sachschaden von rund 2000 Euro ist am Dienstag gegen 8.30 Uhr entstanden, als eine Sturmböe Teile einer Baugrubenabschrankung an der Zeppelinstraße erfasste und diese gegen die Front eines Daimler-Benz schleuderte, dessen Fahrer auf der Bundesstraße in Richtung Meersburg unterwegs war. Offensichtlich war die Abschrankung nicht so gesichert, dass sie auch Sturmböen standhielt. Auf einem Grundstück im EVS-Weg wurde ein Baum entwurzelt, der anschließend quer über die Straße auf einen geparkten Daimler-Benz und eine Straßenlaterne fiel. Diese wurde umgeknickt. An dem Auto entstand wirtschaftlicher Totalschaden.
Fähren und Kats bleiben im Hafen
Sturm und entsprechender Wellenschlag aus West sorgten dafür, dass die Fähren im Häfler Hafen blieben. Die Schiffsführer hatten sich für diese Sicherheitsmaßnahme entschieden. Nichts geht mehr hieß es auch für Fridolin & Co: Die Katverbindungen via Konstanz wurden gestrichen. Der deftige Mix aus Westwind, Windstärke und daraus resultierende Wellenhöhe (das Hauptproblem für einen Katamaran) sorgten dafür, dass die Kat-Kapitäne die Entscheidung "Kein Auslaufen mehr möglich" fällten.
Von Sturmböen beziehungsweise auf den Gleisen liegende Bäume ausgebremst wurde nach Worten von Sebastian Dix, Sprecher des Stadtwerks am See, die Bodensee-Oberschwaben-Bahn. Ausgefallen sind eine Fahrt von Friedrichshafen nach Ravensburg und zurück und eine Geißbockbahn-Tour Friedrichshafen-Stadt-Hafen-Stadt. Eine weitere Fahrt hatte rund 40 Minuten Verspätung. Am Nachmittag sorgte ein umgestürzter Baum zwischen Mochenwangen und Aulendorf wieder für Verspätungen. Teilweise gesperrt war auch die Bahnstrecke zwischen Biberach Hauptbahnhof und Biberach-Süd.
Wetter bleibt durchwachsen
Viel besser wie am Dienstag soll nach Aussagen der Meteorologen das Wetter nicht werden. Aprilwetter eben: Auf die Sturmböen des Dienstags folgte in der Nacht auf Mittwoch ein Wolken-Mix mit Schauern und Böen bei zwei bis vier Grad.
Zum Gründonnerstag soll häufig Regen oder Schneeregen fallen. Pessimistische Wetterfrösche prophezeihen für Ostern sogar Schnee. Schneeflocken sollen bis 400 Meter herab fallen.