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Der Traum, mit den Fahrrad zu fliegen

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Friedrichshafen / sz - Es ist die erste große Wechselausstellung unter der Regie von Museumsdirektorin Claudia Emmert. "Gustav Mesmer – Mit dem Fahrrad fliegen" widmet sich der sogenannten Outsider-Art, rückt den "Ikarus vom Lautertal" in den Fokus. Mesmer verbrachte den größten Teil seines Lebens in der Psychiatrie. Die Ausstellung im Zeppelin Museum beinhaltet Leben und Werk anhand original erhaltener Fluggeräte, Musikinstrumente, Texte, Zeichnungen und Bilder.

Das Museum für Technik und Kunst präsentiert auf 1000 Quadratmeter den "gesamten Mesmer" – einschließlich des bisher noch nie gezeigten Frühwerks des 1906 in Altshausen geborenen Mesmer. Vor allem aber: Die Ausstellung geht aus von dessen Person. Einer Persönlichkeit, die bis heute berührt und herausfordert. Mesmer wollte und musste aus den Erfahrungen der Psychiatrie heraus etwas schaffen. Sein ureigenes Werk. Es war Teil seiner Überlebenstrategie.

Sein ganzes Leben verlief auf einem Nebenweg. Weder als Künstler noch als Ingenieur fand er zu Lebzeiten seine Anerkennung. Das hat sich grundlegend geändert. Das Mesmersche Schaffen hat seinen Platz innerhalb der Outsider-Art gefunden; als Kunst, die ohne Zweckgebundenheit entstanden ist. Ohne auf den Background der Kunstgeschichte zu bauen, allein der Phantasie und aus innerem Antrieb geschuldet.

Das Museum in Friedrichshafen zeigt Mesmer als Vertreter der Künstler "an der Schnittstelle dessen, wo Kunst anfängt und wo Technik aufhört." So die Worte von Ausstellungskuratorin Sabine Mücke über den Mann, der fliegen wollte. Und es am Besten fand, mit dem Fahrrad zu fliegen. Im Kontext von Leben, Gedankenwelt und Werk von Gustav Mesmer wirft die Ausstellung auch die Frage auf nach den Entstehungsbedingungen von Kunst. Sie lädt den Besucher aber auch zur Auseinandersetzung von Kunst und Leben, Realität und Utopie. Gustav Mesmer scheint dazu geradezu ideal.

Facettenreiche Gesamtschau

Abgehoben sind Gustav Mesmers Flugfahrräder und seine Schwingenkonstruktionen, zum Gros im Altenheim in Buttenhausen jenseits des von 60 Jahre entstanden, nie. Im Museum sind sie auf großer Fläche innerhalb einer Werkstattsituation authentisch und praktisch zum Anfassen ausgestellt. Zusammen mit Helmen, Sprungschuhen, einem Brustpanzer. Alles wurde selbst hergestellt. Samt der Werkzeuge. Und alles entstand aus gebrauchten Materialien, einem Markenzeichen Mesmers.

Im Obergeschoss widmet sich das Museum im zweiten Teil der Ausstellung der "ästhetischen Werke Mesmers", wie sich Claudia Emmert ausdrückt. Hinter der Ästhetik verbergen sich Bilder, Zeichnungen und Konstruktionsbeschreibungen. Besonders auffällig sind in diesem Ausstellungsraum der 14 Meter lange "Tagesfilm" (eine bemalte Tapetenrolle mit Erklärungen zu Flugrädern) oder das "Orchester"– eine sehenswerte Ansammlung der unterschiedlichsten Musikinstrumente. Das Schaffen Mesmers, die Gesamtschau im Zeppelin Museum zeigt, wie facettenreich es ist.

Eine Aktion im Zusammenhang der Ausstellung ist die Präsentation des modernen Flugfahrrads "Flyke" (8. Mai, innerhalb der Langen Nacht der Technik) und der 5. Gustav Mesmer-Flugpreis am 14. Mai. Tüftler zeigen, was in ihnen steckt. Vernissage von "Mit dem Fahrrad fliegen" ist am Donnerstag, 26. März, 19 Uhr, im Zeppelin Museum. Im Anschluss steigt eine Tanzparty mit DJ Hans Nieswandt im Museums-Restaurant.


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