Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Bruchgefahr: Eichenjoche ersetzen Stahlkonstruktion

$
0
0

Friedrichshafen / sz - Bis zum Palmsonntag schweigen auf dem Turm der Pfarrkirche St. Nikolaus die Glocken. Der Grund: Kirchturmtechniker der Innsbrucker Spezialfirma Grassmayr haben das Geläut abgehängt, ersetzen die brüchig gewordenen Stahljoche durch hölzerne Aufhängungen. Am Dienstag hat ein Autokran die neuen Materialien an ihren Bestimmungsort gehievt.

Die im Turm hängenden Glocken haben nach Worten von Mesner Roland Schuhwerk beim Läuten "etwas gescheppert, der Klang war nicht rein". Aber nicht nur das, zwei unabhängig vorgehende Glockensachverständige der Diözese haben an den stählernen Glockenjochen in der Turmstube Materialermüdung festgestellt. Um der Bruchgefahr vorzubeugen, musste die katholische Gesamtkirchengemeinde investieren. Gut und gerne 20 000 Euro fließen unter anderem in neue eicherne Joche, die in rund 30 Meter Höhe eingebaut werden. Auch die zentnerschweren Klöppel werden ersetzt, durch handgeschmiedete Spezialanfertigungen aus Österreich.

Holz ersetzt Stahl: "Das Holz dämpft besser, schützt die Glocken wie den gesamten Turm vor Erschütterungen, sorgt letztendlich für einen besseren Klang", erzählt Kirchturmtechniker Thomas Lener, der mit einem Gehilfen in luftiger Höhe arbeitet. Bevor es so weit war, musste der in einem Arbeitskorb per Autokran nach oben gezogen werden – um von außen die Taubengitter auszuhängen. Dann ging am Stahlseil ausgemusterte Tonnenfracht wie alte Klöppel nach unten. Sie landen auf dem Schrott. Neue Klöppel wie die schweren Eichenjoche machten den umgekehrten Weg. Sie über die beengte Treppe im Turm nach oben zu schleppen, war nicht möglich. Vor der Kranaktion mussten die Techniker die Glocken abhängen, um die neuen Holzjoche überhaupt einbauen zu können.

Glocken von den Nazis ausgebaut

In der Turmstube von St. Nikolaus hängen insgesamt fünf Glocken. Die jüngste hat schon ein Holzjoch, ist eine Spende von Kark Fränkel. Die anderen vier – Glocken zwischen 225 und 1700 Kilogramm Gewicht, – kamen 1949 an den See. Wieder: Die Glocken wurden von den Nationalsozialisten ausgebaut, um daraus Kanonen zu bauen. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen. 1947 wurden sie schließlich von einer aufmerksamen Frau auf einem Glockenfriedhof in Hamburg gefunden. Aufschriften wie "St. Nikolaus Friedrichshafen" verrieten die Adresse, wo die gegossene Bronze einst ihre Heimat hatte.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293