Friedrichshafen / sz - "Achtung Giftköder": An der Rotachhalle sollen Ende vergangener Woche Giftköder für Hunde ausgelegt worden sein. Diese Schreckensmeldung machte am Wochenende unter Hundebesitzern und in sozialen Netzwerken die Runde. Der Polizei ist diesbezüglich allerdings nichts bekannt, sagt Fritz Bezikofer, Pressesprecher im Polizeipräsidium Konstanz.
Es geschah am vergangenen Freitag, gegen 22 Uhr, als eine Frau ihre Podenco-Hündin an der Rotach-Halle in Ailingen Gassi führte. "Miranda", von Natur aus eher wenig wählerisch, was ihr Futter angeht, flitzt neugierig umher, schnuppert hier und da – und schnappt schließlich zu. Was sich der quirlige Vierbeiner einverleibt hat, weiß ihre Besitzerin zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bei der anschließenden Kontrolle an der Hündin nahm die Frau allerdings einen deutlichen Leberwurst-Geruch wahr. "Das kam mir sehr seltsam vor. Dann sind wir auch sofort zum Tierarzt", erzählt die Tierfreundin, die anonym bleiben möchte.
Nachdem "Miranda" dort geröntgt worden war, verabreichte der Veterinär schließlich ein Brechmittel, das seine Wirkung nicht verfehlte: Die Hündin übergab sich erfolgreich, zum Vorschein kam ein kleiner, würfelförmiger Gegenstand. "Entweder Ratten- oder Mäusegift", sagt die Hundebesitzerin.
Der Vierbeiner überstand den Vorfall unbeschadet, sein Frauchen verteilte am Tag drauf Flugzettel mit der Warnung "Achtung Giftköder! An alle Hundebesitzer in Friedrichshafen und Ailingen – im Bereich der Rotachhalle sind wieder Giftköder ausgelegt worden." Eine Anzeige hat die Frau in der Eile nicht erstattet.
Ein Fehler, wie Fritz Bezikofer sagt. "Solche Fälle sollten stets sofort gemeldet werden", sagt der Polizeisprecher. Nur so könne schnell gegen Vergehen gegen das Tierschutzgesetz ermittelt werden. Der Polizist rät außerdem, Hunde beim Gassigehen grundsätzlich an die Leine zu nehmen, um die Gelegenheit, Unbekanntes zu vernaschen, "gar nicht erst zu bieten".
Innere Blutungen führen zum Tod
Sollten Hunde – trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von Herrchen und Frauchen – dennoch Giftköder verschlucken, sollten sie umgehend zum Tierarzt gebracht werden. "In der Regel wird Mäuse- oder Rattengift in die Köder gesteckt", weiß Professor Hermann Ammer vom Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München. Der Experte unterscheidet hier zwischen zwei Stoffen: Choralose und Cumarin. Choralose wird im Winter ausgelegt und bewirkt eine Senkung der Körpertemperatur und somit Tod durch Erfrieren. Cumarine hingegen verursachen innere Blutungen – sowohl bei Ratten wie auch bei Hunden, oder bei Hunden, die vergiftete Ratten verspeisen. "Bleiben sie unbehandelt, verbluten die Hunde in einem Zeitraum zwischen drei und fünf Tagen", so der Veterinär. Erste Anzeichen für eine Cumarin-Vergiftung seien Erbrechen, blasse Schleimhäute und blutiger Durchfall. In beiden Fällen sollten Hundebesitzer ihre Vierbeiner sofort zum Arzt bringen, rät Hermann Ammer. "Da hat die junge Dame absolut richtig reagiert."
Juni 2011: Stecknadeln in der Wurst: "Lucky" beißt zu
Im Juni des Jahres 2011 ereignete sich im Stadtteil Raderach ein anderer Fall von Tierquälerei: Hundebesitzerin Monika Nüssle hatte eines Tages zufällig herausgefunden, dass irgendjemand ihrem Hund Übles will. Der Unbekannte warf mit Stecknadeln gespickte Würste in den Garten. Der Berner Sennenhund wurde schließlich zum Tierarzt gebracht, der beim Röntgen sieben Stecknadeln im Körper des Tieres feststellte, die den Hundedarm letztlich auf natürlichem Wege wieder verließen. Der Täter wurde nie gefasst.
Wer in der vergangenen Woche Verdächtiges an der Rotach-Halle in Ailingen bemerkt hat oder Hinweise geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei, Telefonnummer 07541 / 70 10, zu melden.