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Bauernoper mit geringer Textverständlichkeit

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Friedrichshafen / sz - Allzu viele Besucher haben beim Gastspiel der Württembergischen Landesbühne Esslingen am Mittwochabend nicht in den Hugo-Eckener-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses gefunden. Nach der ungewöhnlich spät angesetzten Pause waren es noch einmal deutlich weniger, doch die Zurückgebliebenen haben am Ende von Yaak (eigentlich Georg) Karsunkes "Bauernoper" begeistert applaudiert – ein verdienter Applaus für die enorme Körperpräsenz und Spielfreude des Ensembles.

Wer unter "Bauernoper" etwas Opernhaftes erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Links und rechts auf der sehr funktional konstruierten Bühne war je ein Musiker an Keyboard und Schlagzeug, zwischendurch agierte Oliver Krämer, der die Musik einstudiert hatte, auch mal als Schauspieler.

Sonst Schauspiel pur mit gelegentlichen Songs und Sprechgesang, inszeniert von Pavel Mikulastik, einem Regisseur, der auch Choreograf ist. Das führte zwar zu saftigen, actionreichen Bildern, aber leider auch dazu, dass bei einigen wichtigen Szenen das Poltern der in schweren Schuhen hin und her laufenden Akteure deren Worte nur schwer durchdringen ließ. Schade darum.

Schade überhaupt, dass die Textverständlichkeit auch sonst trotz aufgestellter Rampenmikrofone nicht die Beste war. Anstrengend war es auch, bei den wenig differenzierten Kostümen zwischen wechselnden Lagern, zwischen Bauern und Bürgern zu unterscheiden, während der Adel kräftig persifliert mit aufgeblasenem Gehabe und protzigem Outfit herausstach.

Bauernoper lebt vom Wort

Karsunkes Bauernoper lebt vom Wort. Man fühlt sich zurückversetzt in eine Zeit, als Schulfunk noch zur Wissensvermittlung eingesetzt wurde. Karsunke bietet ein bewusst lehrhaftes, sehr detailreiches und zugleich lebendiges Bild der Bauernkriege, die auch in der Bodenseeregion wüteten und unsägliches Leid über die bäuerliche Unterschicht brachten.

Er wollte, wie es in der Entstehungszeit in war, Geschichte von unten zeigen, authentisch die Unterdrückung und das Elend der Bauern auf die Bühne bringen, die zu Zorn und Aufstand führten. Schnell wurde die 1973 am Landestheater Tübingen uraufgeführte "Bauernoper" zum Kultstück. Nicht zuletzt dank der eingängigen, schmissigen Musik von Peter Janssens mit Moritaten und Parolen wie "1525, dran, dran, dran". Mag sein, dass die Erinnerung an die Uraufführung verklärt ist, aber die Esslinger Inszenierung bot vor allem schnelles, stark choreografiertes Action-Theater und gab den in die Tiefe gehenden Szenen zu wenig Raum.

Natürlich entstanden auf der Bühne prächtige Bilder, aber die eigentliche Aussage wurde dadurch überdeckt.


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