Friedrichshafen / sz - Die Freude auf das "Fest" in der Gemeinschaftsunterkunft ist spürbar. Gleich kommen die Gäste aus der Schule. Schnell muss die gemeinschaftliche Küche vorbereitet werden: es fehlt noch ein Tisch, Stühle müssen zusammengesucht werden. Als die Schüler kommen, wird schnell klar: das Interesse an dem Treffen unter den Asylbewerbern ist riesengroß.
Die achte Klasse der Swiss International School bringt frisch gebackenen Kuchen mit und hofft, nach dem Essen mit den Bewohnern in der Paulinenstraße ins Gespräch zu kommen. Die Küche platzt aus allen Nähten. Die Schüler stellen sich auf deutsch und englisch vor – im Stehen verteilen sie die Kuchenstücke. Besonders die Kinder unter den Flüchtlingen freuen sich auf das süße Gebäck. Wer von ihnen will, darf sich ebenfalls vorstellen.
Dann versuchen die Schüler mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Sprachlich ist das oft schwierig. Aber meist findet sich ein Kind, das übersetzen kann. "Die Kinder melden wir so schnell wie möglich bei der Schule an", erklärt Barbara Ludwig von der Beratungsstelle für Flüchtlinge. "In Vorbereitungsklassen lernen sie Deutsch."
Schüler haben viele Fragen
Woher kommst du? Wie bist du nach Deutschland gekommen? Was sind deine Pläne? Die Schüler haben im Unterricht Fragen für diesen Tag vorbereitet. Die Antworten schreiben sie auf und wollen sie wiederum in der Schule zusammentragen. Ein Flüchtling aus Afghanistan erzählt, dass er mit dem Flugzeug, dem Auto, dem Schiff und anderen Verkehrsmitteln hierher gereist ist. Er wünscht sich, einen guten Job zu finden und seine Familie ernähren zu können. Eine Wohnung hat er bereits gefunden. Er ist auf dem Weg in ein besseres Leben.
Ein zehnjähriger Junge aus Syrien äußert sich einfach und klar zu seinen Plänen: Er möchte in Deutschland bleiben. Was der größte Unterschied zu seinem Herkunftsland ist? "Hier ist es besser." Die Schülerinnen Anne und Vanessa sind von der Begegnung beeindruckt: "Wir kommen aus einer Privatschule. Das ist eine ganz andere Welt für uns." Dass knapp 50 Menschen in einem nicht ganz so großen Haus wohnen und sich die Küchen teilen, finden sie ungewohnt. Anne erzählt, dass die Gruppe zuerst an der Unterkunft vorbeigelaufen seien: "Weil man gar nicht denkt, dass das ein Heim ist."
Flüchtlinge sind Thema an Schule
Das war das Ziel von Lehrerin Katharina Dreizler: dass die Kinder eine andere Welt kennen lernen. In der achten Klasse werden Flüchtlinge an der Schule ohnehin Thema. Als die Schule den Flüchtlingen im vergangenen Jahr Geld gespendet hatte, entstand der Kontakt zu Barbara Ludwig. Da war die Idee zu dem Treffen geboren.
"Die Flüchtlinge sind in einem völlig fremden Land und wissen nicht, wie die Menschen von außen reagieren", erzählt Ludwig. "Solche Treffen sind eine tolle Gelegenheit, um Bedenken abzubauen." Zum Abschluss bietet Ludwig an, die Schule demnächst zu besuchen, um den Kindern noch mehr von dem Leben der Flüchtlinge zu erzählen. Nach einem Erinnerungsfoto verabschieden sich die Schüler. Manche haben da ein Kind aus der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Arm.