Friedrichshafen / sz - Auch mit 85 Jahren hat der Konstanzer Architekt und Künstler Burkhart Beyerle noch nichts von seiner Schaffensfreude verloren. Seit 1981 hat ihn Galerist Bernd Lutze in sieben Ausstellungen präsentiert, am Freitagabend wurde die achte mit dem Titel "Dem Irrtum Raum geben – späte Landschaften" eröffnet. Zu sehen sind überwiegend Überarbeitungen von Grafiken, Malerei und Zeichnungen, dazu Objekte.
Beyerle, der im Hauptberuf als Architekt am Planungsamt der Universität Konstanz tätig war, bezeichnet sich als Künstler als Autodidakt. Er ist ein eigenwilliger Einzelgänger, der sich nicht um Stile und Moden schert, sondern das macht, was ihm Spaß bereitet, beispielsweise die Integration von Sprache in seine Bildkompositionen. Virtuose Sprachspielereien waren schon früher eines seiner Kennzeichen. So setzt er auf eine romantische Gebirgslandschaft einen Stempel mit dem Wort "Original", damit nicht genug, lässt er auf einem Band quer über das Bild die Worte "echt" laufen. Gleich daneben liest man auf einer überarbeiteten Darstellung einer Spinnereimechanik den Satz: "Es genügt nicht, Kunst zu machen, sondern man muß sich damit auch wichtig tun!" Jetzt ist der Betrachter gefordert, der die Aussagen, oft auch ironischen Kommentare ergründen will.
Im Gespräch mit Volker Westphal, der bei der Vernissage den erkrankten Galeristen vertritt, spricht der Künstler selbst davon, dass es für ihn Spaß sei, dass ihm der ästhetische Reiz der Schrift gefalle, dass er keine Hintergedanken verfolge. Doch inwieweit darf man ihm da Glauben schenken? Schon der Ausstellungstitel "Dem Irrtum Raum geben", wie über einer Architekturzeichnung zu lesen, gibt Rätsel auf. Beyerle nimmt Landschaften, die er mit verschiedenen Drucktechniken wie Linol-, Holz- und Walzendruck oder Stempeln überarbeitet, verfremdet. Sie erscheinen deshalb nach unseren Sehgewohnheiten nicht räumlich, sondern werden imaginär, ohne den Raum zu verleugnen. Auch Schautafeln hat Beyerle übermalt, ein lebensgroßes Knochengerüst wie auch die Darstellung der Muskeln eines Menschen.
Ein anderes Feld, das wieder in den Raum weist, sind die kleinen Betonhäuser, die Beyerle auf Fundsteine gestellt hat und damit Teil eines Kunstwerks werden. Die Steine hat er auf seinen Wanderungen gesammelt und auf der Unterseite Art und Fundort festgehalten, ob Serpentin vom Averser Rhein oder Basalt vom Hohenstoffeln. In der Verbindung verschmelzen Natur und Kunst.
Die Ausstellung läuft bis 11. April. Sie ist Mittwoch bis Freitag von 14 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Infos unter www.galeriebesuch.de