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Der Weg zur inneren Aussöhnung

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Friedrichshafen / af - Leben verletzt – Liebe erlöst. So einfach ist das. Im Grunde. Doch um erlöst zu werden, braucht’s einen langen Atem und den Willen zur Versöhnung. Verletztes Leben – erlösende Liebe: Um diese beiden Pole bewegt sich das Buch "Die Kraft des Vergebens".

Melanie Wolfers, Salvatorianerin aus Wien, hat es als Handreichung und Hilfestellung für all jene geschrieben, die vom Leben verletzt sind. Am Freitag, 27. Februar, 19.30 Uhr, liest die Autorin im Haus der Kirchlichen Dienste.

Zum Glück verheilen die meisten Wunden, die uns im Lauf des Lebens zugefügt wurden: die kleineren ganz von selbst, wenn wir Luft dran lassen. Andere reichen tiefer, sind schwerwiegender und deshalb ohne einen kundigen Arzt nicht zu kurieren. Melanie Wolfers will eine solche Ärztin sein. Die 42-jährige Ordensschwester und promovierte Theologin war in der Hochschulseelsorge tätig und leitet heute in Wien die Initiative "Impuls Leben". Sie bietet jungen Erwachsenen von 18 bis 35 Jahren einen offenen Raum, Lebensfragen auf den Grund zu gehen und nach tragfähigen Antworten zu suchen – und dies gemeinsam mit anderen, mit Herz, Hand und Verstand. Wolfers hat es mit Menschen zu tun, die in der Rush Hour des Lebens stehen.

Das Buch handelt vom Glück, das wir in Beziehungen suchen, finden und verlieren, vom Schmerz, der uns sagen will, hier ist was nicht in Ordnung, hier musst du hinschauen, von Gefühlen, die wir allzu schnell wegrationalisieren, von Verlusten und der Trauer, die nicht durchlitten werden wollen, um sich neue Lebensmöglichkeiten zu erschließen. Knackpunkt des nicht Weiterkommens sind, wie Wolfers deutlich macht, häufig die Fesseln, die uns an die Vergangenheit binden. Das kann eine verkorkste Kindheit sein, eine kaputte Beziehung, eine verpasste Chance, eine Kränkung. Es gibt vieles, was wir mit uns herumschleppen und das uns wie ein Mühlstein am Hals hängt. Schuldzuweisungen, Erinnerungen und Empfindungen halten uns im Vergangenen fest, und lassen uns nicht zur Fülle des Lebens, zum Glück und zum Nächsten kommen.

Entscheidungen sind fällig

Was tun, wenn wir wie gebannt vor unseren Kränkungen stehen, nicht loskommen von den negativen Empfindungen, wenn der Boden unter den Füßen wegbricht und wir unterzugehen drohen? Wolfers hat keine vorgefertigten Antworten parat. Vielmehr analysiert sie, greift auf Erkenntnisse der Psychologie zurück, stellt Fragen und erzählt von sich selbst. Es geht ihr um Klarheit und den Wandel von Perspektiven. Auf dem Weg zur Aussöhnung sind Entscheidungen fällig. Vergebung erfordere einen Willensakt.

Vergeben bedeutet für die Ordensschwester, aufzuhören auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen und "nach vorne leben". Vergeben mündet für sie dann in einen Akt der Freiheit. Wie das geht? Die Autorin ist hier am Ende ihres Lateins und greift auf einen anderen Arzt zurück: Jesus, "der sich durch seine ungewöhnlichen Honorarforderungen und durch seine alternative Heilmethode von allen anderen unterscheidet".

Jesus heile gratis und lasse dadurch die Gnade Gottes erfahren. Sein Allheilmittel sei die Liebe. Die Kraft des Vergebens liege am Ende nicht in uns selbst. Sie komme dem zu, der sich dem (mit)leidenden Jesus und dem auferstanden Christus anschließt. Der Weg der Heilung führt für Wolfers nicht notwendigerweise direkt, aber über kurz oder lang auf den Pfad des Glaubens und der Spiritualität. Darin sieht sie die Chance, auch an Leid, menschlich zu wachsen.

Die Lesung mit Melanie Wolfers am Freitag, 27. Februar, im Haus der Kirchlichen Dienste, Katharinenstraße 16 in Friedrichshafen beginnt um 19.30 Uhr.


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