Friedrichshafen / sz - Nach Gastspielen mit dem Kammerorchester Basel und dem London Philharmonic Orchestra hat sich die Cellistin Sol Gabetta am Sonntagabend im Graf-Zeppelin-Haus als Kammermusikerin präsentiert. Im Zusammenspiel mit ihrem französischen Klavierpartner Bertrand Chamayou betörte die begnadete Künstlerin ein drittes Mal mit natürlich fließendem, seelenvollem Spiel – ein Glück für Friedrichshafen, dass das Kulturbüro sie als "Künstlerin im Porträt" dieser Spielzeit ausgewählt hat.
Lange schon war das Konzert im Ludwig-Dürr-Saal ausverkauft. Dennoch hat ein junges Paar aus Ulm, das im Internet keine Karten mehr bekommen hat, auf gut Glück die Fahrt an den See gewagt – und gewonnen, weil einzelne Plätze grippebedingt frei geworden waren.
Im seidig schimmernden naturweißen Plisseerock mit goldenem Top nahm die Künstlerin neben dem Pianisten Platz. Man erwartete laut Programm Beethovens Cellosonate Nr. 4 C-Dur und horchte überrascht auf: War das nicht Papagenos "Bei Männern, welche Liebe fühlen"? Die beiden haben zum Einstieg Beethovens 7 Variationen zu der Melodie aus der "Zauberflöte" gewählt, die mit einer ganzen Skala an Ausdrucksmöglichkeiten zum brillanten Finale führen. Spritzig und herausfordernd gaben sich die Instrumente, dann wieder betörte das Cello mit einem Gesang, in dem man sich verlieren wollte, war gleich darauf draufgängerisch oder kätzchenhaft. Ein hübscher Auftakt, der seine Spiegelung im abschließenden "Grand Duo Concertant pour Piano et Violoncelle sur des Thèmes de Robert le Diable" von Chopin fand. Denn auch Chopin nimmt hier Themen aus einer erfolgreichen Oper auf, aus Giacomo Meyerbeers "Robert le Diable". Genauer gesagt ist es eine gemeinschaftliche Komposition mit Chopins Freund, dem Cellisten Auguste-Joseph Franchomme, eine geglückte Zusammenarbeit, die erst dramatisch und atmosphärisch, dann tanzend und wirbelnd zum furiosen Schluss führt.
Geschmeidiges Spiel
Perfektes Zusammenspiel zeigte das Duo auch in den Sonaten Nr. 2 D-Dur op. 58 von Mendelssohn Bartholdy und g-Moll op. 65 von Chopin. Selten hat man die Mendelssohn-Sonate so souverän gehört wie an diesem Abend. Geschmeidig variierten die Spieler Tempi und Tonhöhen, spielten als gleichwertige Partner oder Kontrahenten. Vital entfachte Sol Gabetta ein Tongewitter auf dem Cello, ließ auf übermütige Pizzicati schöne Gesanglinien folgen. Schwärmerisch begann das Klavier das Adagio, mit innigem Gesang schmiegte sich das Cello hinein, strömte Ruhe aus, während es im Finale wieder vehement davoneilte. Chopins Sonate hielt noch einmal einen glühenden, unwirklich schönen Gesang des Cellos bereit, zu Herzen gehende Momente leise bebenden Innehaltens, stillen Sinnierens. Versinken wollte man in der Schönheit, im tiefen Frieden des Largos, ehe die Spieler im sprühendem Miteinander dem Finale zueilten. Mit stillem, innigem Gesang ließen sie in der Zugabe das Gehörte ausklingen.