Friedrichshafen / sz - Seit gut einem Jahr gibt es jetzt die blauen Papiertonnen vor der Haustür. Wer seine Kartonagen noch immer im nächstgelegen Container entsorgt, muss sich aber bald umgewöhnen: Derzeit werden die nächsten Container weggeschafft. Bis Januar 2016 sind sie dann so gut wie verschwunden.
Mit der Einführung der Papiertonnen wurden in Friedrichshafen vor einem Jahr gleich zu Beginn acht Container-Standorte abgeschafft. Die nächsten acht folgen demnächst – auf Nimmerwiedersehen. Ende 2013 gab es noch 37 Standorte. Nur noch die Hälfte wird bis Januar 2016 in der Stadt bleiben.
Zeit zum Umgewöhnen
Zwei Jahre wurde den Gemeinden mit der Einführung der neuen Tonnen gegeben, um die Container entfernen zu lassen. Laut Stefan Stoeßel, Leiter des Abfallwirtschaftsamts im Bodenseekreis, wurde auf das Angebot ganz verschieden reagiert: Während manche Gemeinden sofort die Container abholen ließen, gehen andere Schritt für Schritt vor.
Doch warum können die Container nicht einfach bleiben? In Zeiten des Internet-Versands, in denen sich die Verpackungen zu Hause ansammeln, scheint der Container doch so zeitgemäß zu sein, wie nie. Zum einen ist es laut Stoeßel eine wirtschaftliche Frage: Seit 2007 habe es private Firmen gegeben, die Papiertonnen verteilt haben und gesammelt haben. Der Nachteil: Wenig Papier ist in den Containern gelandet.
Landkreis war Schlusslicht
Nur 37 Kilogramm Papier pro Bürger wurden 2012 im Bodenseekreis gesammelt, der damit Schlusslicht bei der Altpapierverwertung in Baden-Württemberg war. Doch Papier ist ein wertvoller Rohstoff, für den die Papierindustrie bares Geld bezahlt.
Ein weiterer Aspekt war ein ökologischer: Zum einen hätten die Container die Leute dazu verleitet, andere Abfälle – zum Teil riesige Müllberge – an den Standorten abzuladen, erklärt Stoeßel. Zum anderen sei viel Papier in den Restmülltonnen gelandet. Würde man die Container stehen lassen, würde dieses Problem bestehen bleiben. Glascontainer hingegen hätten hingegen nicht diese anziehende Wirkung auf Müllablader. Zudem würden in den Container vor allem die großen Kartonagen landen, die allerdings nichts wögen, was von wirtschaftlichem Nachteil sei.
87,5 Kilogramm Altpapier pro Kopf konnten im vergangenen Jahr im Kreis gesammelt werden. Gewinn mache der Landkreis damit nicht, betont Stoeßel. Was er im Abfallwirtschaftsamt ausgebe, müsse er auch wieder reinholen. "Die Einnahmen liegen bei plus-minus Null", erklärt er. "Jeder Euro bleibt im Gebührenhaushalt und hilft, die Gebühren stabil zu halten." Daher seien zwei parallele Systeme – Papiertonnen und -container – nicht sinnvoll.
Zweite Tonne für mehr Papier
Die Standard-Papiertonne umfasst 240 Liter und wird alle vier Wochen geleert. Sollte jemandem die Größe nicht reichen, bekomme er kostenlos eine zweite. Die Entsorgung direkt vor dem Haus sei also in jedem Fall komfortabler, erklärt Kreissprecher Robert Schwarz. Wer größere Kartons entsorgen und nicht kleiner machen möchte, könne dies immer noch an den Wertstoffhöfen und Großanlagen tun. Und wer keinen Platz für Tonnen habe, dürfe sie sich mit seinen Nachbarn teilen.
Ende 2013 gab es 213 Container-Standorte im Kreis. Aktuellsind es noch 141 mit 280 Containern. Einzelne Container werden auch in Zukunft weiter stehen bleiben: Vereinen ist zugesichert worden, weiter sammeln zu dürfen. Wer sich dazu entscheidet, sein Papier einem sammelnden Verein zu überlassen, muss keine Papiertonne nehmen.