Friedrichshafen / sz - Es ist ein ganz besonderes Geschenk des Lebens, hundert Jahre alt zu werden. Noch dazu, wenn man den 100. Geburtstag so munter und fröhlich feiern kann wie Helene Merz. Immer eine wichtige Rolle hat die Schwäbische Zeitung im Leben der Häflerin die am 21. Januar 1915 geboren worden ist, gespielt.
Nachbarn, Verwandte, Freunde und Weggefährten waren in den Gemeindesaal von St. Columban gekommen, um Helene Merz zu ihrem 100. Geburtstag zu gratulieren. Darunter auch Thomas Haas, stellvertretender Personalleiter von Schwäbisch Media, der einen Blumenstrauß, ein Geschenk und einen Brief des Geschäftsführers Kurt Sabathil überbrachte. Schließlich hat die Jubilarin von 1935 bis 1975 mit kriegsbedingter Unterbrechung fast 40 Jahre als Buchhalterin bei der Schwäbischen Zeitung – in Friedrichshafen, Leutkirch, Überlingen und Lindau – gearbeitet. "Sie sind nicht nur eine – im wahrsten Sinn des Wortes – alte Häflerin, sondern auch ein Urgestein der Schwäbischen Zeitung", sagte Gemeinderat Erich Habisreuther in seinem Grußwort treffend. Als ehrenamtlicher Stellvertreter überbrachte er die Grußworte des Oberbürgermeisters und verlas die Urkunde von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Vom CDU-Ortsverband, in dem sie seit 1972 Mitglied ist, erhielt Helene Merz ein Blumengeschenk. Eine besondere Freude bereiteten ihr die Urenkelinnen Nicola und Inga mit einem Geburtstagsständchen auf Blockflöte und Violine.
"Ich hab immer zur Zeitung wollen", erinnert sie sich im Gespräch mit der Schwäbischen Zeitung. Schon ihr Vater war als Maschinensetzer dort beschäftigt. Besonders in Erinnerung ist ihr die Weihnachtszeit 1943 im Gedächtnis geblieben. "Tagsüber habe ich im Büro gearbeitet, nachts hatte ich Luftschutzdienst", erzählt sie. Von neun bis fünf Uhr morgens musste sie in einem "Kabäuschen" sitzen und horchen, ob die Sirenen heulen. "Die Maschinen waren so laut, dass die Drucker gewarnt werden mussten", erklärt sie.
Viele Entbehrungen
Als im März 1944 das Elternhaus ausgebombt wurde, brachte sie ihren Sohn und ihre Mutter in den Bayerischen Wald. Sie und ihr Vater gingen nach Leutkirch, wohin die Schwäbische Zeitung ihre Produktion verlegte. Um wieder an den See zurückzukommen, hat Helene Merz viele Entbehrungen in Kauf genommen. Statt zu Reisen galt es das Haus abzubezahlen, das sie 1955 für ihre Eltern gebaut hat und in dem sie noch heute mit ihrer Schwiegertochter lebt. "Mit dem letzten Gehalt 1975 habe ich die letzte Rate bezahlt", sagt sie. Die Hände in den Schoß hat sie auch im Ruhestand nicht gelegt, sondern bis vor wenigen Jahren ihren großen Garten eigenhändig beackert.
In einem jahrhundertlangen Leben bleiben Schicksalsschläge nicht aus. So musste Helene Merz den Tod ihres einzigen Sohnes verschmerzen. Ihr ganzer Stolz sind ihre beiden Enkel und die insgesamt vier Urenkel. Ihr Wunsch zum 100. Geburtstag? "Das es mir weiterhin so gut geht wie bisher", sagt Helene Merz.