Friedrichshafen / sz - Das Kabarettensemble Düsseldorfer Kom(m)ödchen hat mit der Produktion "Deutschland gucken" dem Publikum viele Lacher und manche Lachträne im Bahnhof Fischbach entlockt. Bitterböser Humor, aufgelockert durch Witzlein auf Stammtischniveau, sorgte im vollbesetzten Saal für gute Laune und machte den Abend höchst kurzweilig.
Mit lauten Rufen und flotter Musik beginnt das Stück. Drei Männer auf einer Couch, die offensichtlich ein Fußballspiel verfolgen, zeigen sich dem Publikum und zeigen damit eine Art kleinen Prolog, den Maike Kühl als Solveig gekonnt kommentiert. Wer denkt, hier in ein Stück mit Erzählerin hineingeraten zu sein, wie es zunächst den Anschein hat, irrt gewaltig. Solveig ist Filmemacherin von Beruf – nicht unbedingt eine von Erfolg gekrönte – und arbeitet aktuell an einer Dokumentation über Deutschland. Dazu filmt sie die drei alten Kumpels Lutz (Daniel Graf), Dieter (Martin Maier-Bode) und ihren Lebenspartner Bodo (Heiko Seidel) beim Fußballgucken.
Stammtischparolen
Es spielen Deutschland gegen Holland und so dürfen auch die passenden Stammtischreime nicht fehlen. Doch schon bald zeigt sich, dass das Düsseldorfer Kabarett, das bereits 1947 von Kay und Lore Lorentz begründet wurde und nun in ihrem Sinne, finanziert durch die Stiftung der beiden, weitergeführt wird, mehr kann, als Spaß machen.
Im besten Sinne des Kabaretts geht’s bald schon humoristisch bitterböse und tiefschwarz zu. Die vier Charaktere, die sich dem Publikum präsentieren, könnten unterschiedlich nicht sein und bieten so viel Raum für spitzfindige Sticheleien und kleine feine Missverständnisse.
Politkabarett
Bei Lutz etwa, der hochpolitisch über Patriotismus, Nationalismus und das Wirtschaftssystem philosophieren kann, hört der Idealismus am eigenen Tellerrand auf, während er dort bei Solveig (die sich vegan ernährt) erst so richtig anfängt. Bodo, ein millionenschwerer Erbe, geht es eher um den Geschmack. Er ist der typische Macho mit einem doch weichen Kern.
Und dann wäre da noch Dieter, der sich um die Firma sorgt, in der er arbeitet, weil die Chinesen ihre Produkte kopieren.
Islamistischer Terror und der Papst, die Kriegsbereitschaft von Joachim Gauck, der neue deutsche Nationalismus, die aktuelle Flüchtlingsdebatte und mehr brisante Themen kommen auf den Tisch – fachlich korrekt, haarscharf analysiert und immer mit einem – oft unangemessenen, aber umso wirkungsvolleren – Augenzwinkern. Zwischendurch darf es auch komplett ernsthaft zugehen, dann wieder sorgt ein flapsiger Spruch für Auflockerung, damit den Zuschauern nicht das Lachen im Hals stecken bleibt. Es ist ein Abend, der die Gratwanderung zwischen Gesellschaftskritik und Unterhaltung brilliant meistert.
Mehr über das Ensemble und ihre Auftritte erfahren Sie unter
www.kommoedchen.de