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Metaller rüsten sich für Arbeitskampf

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Friedrichshafen / sz - Der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie läuft am 31. März aus, am Mittwoch steigt die IG Metall in Sindelfingen in die neue Tarifrunde mit der Forderung um 5,5 Prozent mehr Geld ein. Vor Ort freut sich die Metall-Gewerkschaft auf einen Mitgliederzuwachs und ihre Dominanz in den neugewählten Betriebsräten.

Enzo Savarino, 1. Bevollmächtiger der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, kündigt gegenüber der SZ "sehr viel Bewegung in den nächsten vier Wochen an". Er zeigt sich zwar überzeugt, dass die Tarifverhandlungen nicht monatelang dauern werden, Warnstreiks aber werde es mit Sicherheit geben. "Unsere Forderungen sind begründet", sagt Savarino mit Blick auf die wirtschaftliche Situation in der Metall- und Elektroindustrie am Bodensee, "die trotz aller Unkenrufe gut ist."

Nach Einschätzung von Savarino ändere auch die konjunkturelle Verunsicherung nichts daran, dass die Unternehmen in den zurückliegenden Jahren gut verdient hätten und auch 2015 eine stabile wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten sei. "Bei der Entgeldforderung sehen wir denn keinen Grund zur Zurückhaltung."

Kämpfen wollen die Gewerkschafter auch für eine Neuregelung der tariflich geregelten Altersteilzeit. Die IG Metall fordert einerseits eine abgestufte Ausstiegsregelung, andererseits einen erleichterten Zugang für besonders belastete Mitarbeiter und eine materielle Verbesserung für niedrigere Lohngruppen. Savarino: "Viele Mitarbeiter können einfach nicht mehr, können sich eine Alterszeit aber heute nicht mehr leisten." Dass die Arbeitgeber signalisiert hätten, sie wollen künftig alleine über die Altersteilzeitquote (bis jetzt vier bis fünf Prozent) entscheiden, ist für die IG Metall nicht hinnehmbar. "Wir brauchen verbriefte Mitbestimmungsrechte", sagt Savarino und ist überzeugt, dass der Arbeitnehmer und nicht der Arbeitgeber entscheiden müsse, ob eine Altersteilzeit kommt.

"Zähe Verhandlungen" erwartet

Bei der Altersteilzeitregelung geht Savarino genauso von zähen Verhandlungen aus wie hinsichtlich der Gewerkschaftsforderung, "mehr Zeit und Geld für Weiterbildung". Erste Signale der Arbeitgeber würden darauf hindeuten, "dass wir da ein dickes Brett bohren müssen", meint Savarino. Die IG Metall fordert für junge Facharbeiter direkt nach der Ausbildung sowie für An- und Ungelernte am See eine Qualifizierungszeit. Exemplarisch Roberto Salerno, Betriebsrat bei der ZF: "Der Konzern wird sich verstärkt etwa mit dem Thema Elektrotechnik beschäftigen müssen und der Frage, wie qualifiziere ich Maschinenbauer Richtung Elektrotechnik."

Nachdem die Betriebswahlen laut Savarino für die IG Metall "sehr erfolgreich gelaufen sind" (im Bezirk gehören 70,9 Prozent der Betriebsratsmitglieder der IG Metall an, zu 90 Prozent stellt sie die Vorsitzenden) kann man sich als "starke Organisation wirksam in die Betriebspolitik einbringen". Mit Blick auf die neue Tarifrunde werde man entsprechenden Druck in den Betrieben aufbauen und durch Arbeitskampf-Aktionen deutlich machen, dass die Beschäftigten am See hinter den Gewerkschaftsforderungen stünden.

Einstellungsstopp bei Rolls Royce, Schließtag bei ZF

Nach Worten von Achim Zinser, Betriebsrat MTU und Rolls Royce Power Systems, besteht bei MTU nach wie vor ein Einstellungs- und Versetzungsstopp "bis auf wenige Ausnahmen". Und das, "obwohl wir gut im Geschäfts sind", meinte der Betriebsrat am Dienstag innerhalb des Neujahrspressegesprächs der IG Metall. Im Zeitraum 2014/2015 sollen insgesamt 400 Stellen abgebaut werden, hauptsächlich über das Instrument der Altersteilzeit, sagt der MTU-Betriebsrat.

"In der Summe stellen wir ein, müssen allerdings nach Bereichen differenzieren", meint Roberto Salerno, Betriebsrat bei der ZF Friedrichshafen. "Nicht aufbauen werden wir im Nutzfahrzeugbereich", sagt Salerno und verweist auf Schließtage, weil im ersten Quartal beim Lkw-Geschäft die Produktion der rückläufigen Auftragslage angepasst werden müsse. Beschlossen ist als Schließtag der 30. Januar, über Schließtage im Februar und März sei man in Verhandlung. Unternehmenssprecher Jochen Mayer bestätigt den 30. Januar, "ob weitere Schließtage notwendig sind, steht aber noch nicht fest".

Nach Worten von Salerno soll es im Bereich Lkw und Bus ein Rationalisierungsprojekt geben. Jochen Mayer konkretisiert: "Das Nutzfahrzeuggeschäft war in den vergangenen Jahren von Kaufzurückhaltung und starker Volatilität geprägt. Wir prüfen in einem eigenen Projekt, wie unsere Personalressourcen verteilt sind und ob wir unsere Strukturen gegebenenfalls anpassen müssen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten."

Airbus in Immenstaad stellt ein. Derzeit gibt’s bei Airbus DS GmbH (Ex-Astrium) "etwa 50 offene Stellen", wie Airbus DS-Betriebsratvorsitzender Arnim Eglauer erklärt. "Wir können sie aber nicht besetzen, weil wir dafür kein qualifiziertes Personal finden."

Die IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben hatte Ende Dezember 2014 insgesamt 13 962 Mitglieder. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 0,5 Prozent. Besonders zulegen konnte sie bei den Angestellten (+2,3 Prozent) und bei den Azubis (+10,7). Federn lassen musste sie bei den Jugendlichen (-2,9).


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