Friedrichshafen / sz - Was die Autofahrer dieser Tage mächtig freut, lässt die Tankstellenbetreiber in der Region relativ kalt: die Benzinpreise sind so günstig, wie seit vier Jahren nicht. Mehr getankt wird deshalb noch lange nicht, wie die Tankstellenwarte erklären.
"Ich weiß nicht, wann ich in Deutschland zuletzt so wenig fürs Benzin bezahlt habe", freut sich Felix Meier, der den Tank seines alten Mercedes bei diesen Tiefstpreisen gerne randvoll macht. "Von mir aus könnte es so bleiben", sagt der Häfler, der eigentlich Tanktourist ist und des öfteren gen Österreich fährt, um den Wagen kostengünstiger zu befüllen. Das lohnt sich derzeit kaum. Der Liter Super ist hierzulande momentan für 1,249 Euro zu haben, in Österreich kostete er am Donnerstag 1,179 Euro. Der Diesel im Nachbarland ist derzeit sogar teurer, als in heimischen Gefilden (1,129 in Österreich, 1,099 in Deutschland).
Fehlen in Österreich folglich die deutschen Kunden? "Nein", heißt es vonseiten der Esso-Tankstelle in Hörbranz. Wer in Grenznähe sei, würde weiterhin im Ausland tanken. "Und dann passieren uns ja noch die Tanktouristen, die auf Durchreise sind."
Auch Werner Schindele, Chef der Schindele GmbH in Ravensburg, bleibt angesichts der niedrigen Preise gelassen: "wir merken keinen Unterschied." Schließlich könne der Verbraucher nicht mehr tun, als vollzutanken und nicht mehr fahren, als er ohnehin schon fährt.
Spritpreise wie vor vier Jahren
Dem ADAC zufolge tankten Autofahrer 2014 im Schnitt so günstig wie zuletzt 2010. Überhaupt war Öl zuletzt so billig wie seit 1981 nicht mehr, wenn die Geldentwertung einberechnet wird, wie der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Berlin mitteilt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordsee-Sorte Brent habe im Durchschnitt des vergangenen Jahres 73,79 Euro gekostet und damit real weniger als 1981 mit 79,60 Euro. Zum Jahresende 2014 sei der Preis auf 49 Euro gefallen. Die bestätigten Ölreserven seien seit dem Jahr 2000 um 70 Prozent auf 240 Milliarden Tonnen gestiegen. Grund sei der technische Fortschritt sowohl beim Auffinden als auch bei der Förderung aus zuvor schwer erschließbaren Ölfeldern. "Öl ist reichlich vorhanden. Das hohe Angebot hat dazu geführt, dass Öl inflationsbereinigt nicht mehr kostet als vor drei Jahrzehnten", sagte Picard. Noch deutlich niedriger waren die Ölpreise zwischenzeitlich allerdings in den späten 80er und in den 90er Jahren. Damals schwankte der Preis real zwischen 20 und 30 Euro. (sz)