Friedrichshafen / sz - Während am Dreikönigsabend nebenan die Narren vernehmlich ihr Gschell abstaubten, haben die Besucher im Hugo-Eckener-Saal wieder das traditionelle Neujahrskonzert der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz erleben dürfen: ein Konzert, das Heiter-Beschwingtes mit einer Prise Melancholie verband.
Sechshundert Jahre nach dem Konzil gedenkt Konstanz im neuen Jahr des böhmischen Reformators Jan Hus, so standen diesmal neben Johann Strauß auch Werke von Antonin Dvorák und Bedrich Smetana auf dem Programm – ein delikater Vorgeschmack auf die Musik, die beim Bodensee-Festival 2015 mit dem Motto „Böhmen am See“ zu hören sein wird.
Anstelle des erkrankten Intendanten Beat Fehlmann, der den Abend moderieren sollte, begrüßte Chefdirigent Vassilis Christopoulos charmant die Zuhörer und wies auf das „etwas tschechisch eingefärbte Programm“ hin. Das begann auch gleich rauschhaft mit der Ouvertüre zu Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“. Leicht und geschmeidig führte Christopoulos sein Orchester, ein kleiner Wink mit den Fingern und die Geigen flirrten, sanfte Crescendi und Decrescendi schufen die besondere Dynamik.
Stillere Momente mit bezaubernd singenden Oboen, Klarinetten und Flöten wechselten mit großem tänzerischem Schwung des Tutti, lichte Melodien mit glänzendem Blech, ehe der Dirigent mit weit ausschwingenden Armen das wirbelnde Finale einleitete.
Noch einmal war Smetana zu hören in der munter hopsenden, fröhlichen Polka „Našim devám“ (Unseren Mädchen).
Einen melancholischen volkstümlichen Ton brachten die drei Sätze aus Dvoráks Tschechischer Suite op. 39 ein. Eine Oboe lag wie eine Schäfermelodie über dem Präludium, dominierte auch die immer lebhafter werdende Polka, immer schneller flog das Presto-Finale dahin.
Strauß-Walzer und Tik-Tak-Polka
Eingerahmt war Dvoráks Suite von zwei Strauß-Walzern: Lieblich und anmutig flossen die „Liebeslieder“ mit ihrem Ping-Pong von Streichern und Holzbläsern dahin, zu tänzerischem Rausch führte der berühmte „Kaiserwalzer“. Spannend war es mitzuverfolgen, wie hier und dort in den Registern Musik aufflackerte, wie ein sehnsuchtsvolles Cello, eine Klarinette anhoben, ehe wieder das ganze Orchester erst verhalten, dann immer kraftvoller im Dreivierteltakt schwebte. Freudig führten im zweiten Teil Trompeten und Posaunen in den Walzer „Freut euch des Lebens“, ehe sich Celli und Holzbläser einfügten. Sanft wie auf Wolken schwebend und wieder kraftvoll zupackend zog der Walzer vorüber. Mit Johann Strauß’ Walzer „Karnevalsbotschafter“ und Dvoráks furioser „Karneval-Ouvertüre“ führte das Orchester zuletzt in die fünfte Jahreszeit. Auch wenn der eine oder andere den „obligatorischen“ Radetzkymarsch vermisste, waren die Zugaben mit Tritsch-Tratsch-Polka und der augenzwinkernden „Tik-Tak-Polka aus der „Fledermaus“ ein wahres Vergnügen.