Friedrichshafen / sz - 44 Jahre, nachdem Drury Wood, früherer Dornier-Cheftestpilot, Deutschland den Rücken gekehrt hat, ist er zurückgekommen: Der 91-Jährige hat an der Feier „100 Jahre Dornier“, „100. Geburtstag Claudius Dornier“, „Fünf Jahre Dornier Museum“ sowie am „1. Internationalen Symposium der Luft- & Raumfahrtmuseen“ in Friedrichshafen teilgenommen. Hildegard Nagler hat den Amerikaner vor seiner Rückreise in die USA befragt.
Herr Wood, waren Sie sehr aufgeregt, als Sie ins Flugzeug Richtung Deutschland gestiegen sind?
Ich war nicht wegen des Flugs aufgeregt, sondern weil ich wusste, dass ich nach einer sehr langen Zeit meinen Senkrechtstarter Do 31 und meine alten Freunde wiedersehen würde.
Haben Sie sich in Friedrichshafen nach so langer Zeit wieder zurechtgefunden?
Ich habe mich daran erinnert, wie es früher war. Ein bisschen war ich schon enttäuscht zu sehen, dass es die Bilder, die in meiner Erinnerung waren, nicht mehr gab und ich mich der Realität stellen musste.
Vor dem Dornier Museum steht Ihr „Baby“, wie Sie liebevoll sagen: der Senkrechtstarter Do 31, dessen Cheftestpilot Sie waren. Was ist Ihnen bei seinem Anblick durch den Kopf gegangen?
Als ich Richtung Do 31 ging, dachte ich, ich würde jetzt gleich reinklettern und die Maschinen starten. Aber wieder musste ich der Realität ins Auge sehen, dass mein „Baby“ jetzt im Museum schläft.
Sie waren die treibende Kraft für das Do 31-Flug-Test-Programm, sind dafür mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Warum haben Sie sich ausgerechnet für den Senkrechtstarter eingesetzt?
Ich war fest davon überzeugt, dass die Nachfolger des Do 31 VTOL-Konzepts ein Teil der zukünftigen Transportmöglichkeiten zwischen Städten und ein Teil der militärischen Logistik waren.
Vor 50 Jahren waren die ersten Schwebeflüge des Senkrechtstar-ters Do 31. Erinnern Sie sich noch an diese Flüge? Waren sie mit gro-ßen Risiken verbunden?
Flugversuche mit neuen Flugzeugen sind immer riskant. Es gibt einfach zu viele Dinge, die passieren können. Aber Dornier hat sehr gute Arbeit geleistet, als sie diese Flugzeuge gebaut hat, und so hatte ich Vertrauen in alle Do 31-Typen.
Sie haben mehr als 115 verschiedene Flugzeugtypen geflogen, unter anderem die Do 31. Mit eben diesem Senkrechtstarter haben Sie am 27. Mai 1969 auf dem Flug von Mün-chen zur Pariser Airshow fünf Weltrekorde aufgestellt. In Bezug auf Flughöhe und Geschwindigkeit ist die Do 31 noch heute ungeschlagen. Eine unglaubliche Leistung…
Wir sahen die Möglichkeit, die Do 31 der Welt zu präsentieren und weil die Bedingungen vorhanden waren, dies zu tun, taten wir es einfach.
Peter Kielhorn vom Freundes- und Förderkreis Dornier Museum hat Ihnen zu Ehren ein Do 31- Treffen organisiert. Viele sind gekommen, um Ihnen die Ehre zu erweisen. Haben Sie damit gerechnet?
Nein, aber es war wundervoll. Ich hatte Peter um ein Mannschaftstreffen gebeten und bekam einen sehr aufregenden Tag mit alten Freunden geschenkt. Und die waren nicht nur, aber auch von Dornier.
Welche Rolle spielt für Sie als erfahrener Testpilot heute die Do 31?
Die Do 31 spielt heute keine besondere Rolle mehr. Dafür VTOL-Typen (VTOL ist die Abkürzung „vertical take off and landing“, also Senkrechtstarter, Anm. Red.) wie sehr schnelle Helikopter und der Senkrechtstarter vom Typ Osprey (Fischadler).
Dan Hagedorn, Kurator des „Museum of Flight“, Seattle/USA, sagt über Sie, den früheren Dor-nier-Testpilot Karl Kössler und über Franz Selinger, Luftfahrt-Experte und Alt-Dornianer, dass Sie „schon fast Legende sind“. Wie geht es Ihnen dabei?
Ich fühle mich sehr geehrt, dass sie so denken.
Was nehmen Sie aus Deutschland mit, wenn Sie Ihren Flug zurück nach Oregon, USA, antreten?
Ich glaube, dass der 100. Geburtstag von Dornier und das Mannschafts-treffen diesen Teil meines Lebens mit guten Erinnerungen abgeschlossen haben. Den Rest werde ich der Gegenwart und der Zukunft widmen.