Friedrichshafen / mh - Am Anfang ist es nur eine verdächtige Liste, am Ende hat die Häfler Stadtverwaltung einen handfesten Untreueskandal. Mitarbeiterinnen der Tourist-Information beim Stadtbahnhof entdecken ein Papier, das Leistungen und Geldsummen aufweist, die nicht so recht zuzuordnen sind. Sie wenden sich an ihre Vorgesetzten, die Rathausspitze leitet sofort eine interne Untersuchung ein.
Die Folge: Seit Oktober ermittelt der Staatsanwalt gegen zwölf Personen, darunter der Leiter der Tourist-Info und drei seiner Mitarbeiterinnen sowie der Chef einer Werbeagentur aus der Region, wegen des Verdachts der Untreue und der Beihilfe dazu, aber auch wegen möglicher Korruptionsdelikte wie Bestechlichkeit oder Vorteilsannahme. Seit 2007 sollen Erlöse aus dem Verkauf von Anzeigen in Druckerzeugnissen von Tourist-Info und Verkehrsverein unkorrekt abgeführt worden seien. Statt dessen soll das Geld über Scheinrechnungen in private Taschen geflossen sein. Zudem waren laut Stadt Mitarbeiter der Tourist-Info zum Schein bei der Werbeagentur beschäftigt. Geschätzter Schaden: 250000 Euro.
Oberbürgermeister Andreas Brand kündigt die lückenlose Aufklärung der Vorgänge an, die Staatsanwaltschaft lobt die gute Arbeit des Rechtsamts der Stadt. Die Ermittlungen werden noch Wochen oder Monate dauern. Zugleich kündigt OB Brand an, die Strukturen innerhalb der Stadtverwaltung in Sachen Tourismus auf den Prüfstand zu stellen. Ergebnisse der Überlegungen will er im ersten Quartal des Jahres 2015 vorstellen.