Friedrichshafen / sz - Geschichte? Gähn. Wen interessiert schon was früher in Friedrichshafen los war. Von wegen: Die simple Idee eines Häfler Kunsthistorikers wird im Januar 2014 zum Internet-Hype: In kürzester Zeit melden sich 6000 Häfler bei der Facebook-Gruppe „Damals, gestern, heute“ an und debattieren über alte Supermärkte, Nahverkehrsexpeimente sowie Bau- und Industriegeschichte der Stadt. Die Gruppe lebt noch immer.
Kaum zehn Tage nachdem der Häfler Peter Liptau die Gruppe nach dem Vorbild ähnlicher Gruppen in Stuttgart oder Karlsruhe ins Leben ruft, tummeln sich schon 1300 Häfler und Exilhäfler auf dem Facebook-Angebot. In einem kollektiven Erinnerungsrausch posten sie Fotos und Geschichten vergangener Jahrzehnte in der Stadt: Ein Seehasenumzug in den 60er-Jahren, das alte Saba-Werk, die Innenstadt, als dort noch Autos fuhren. Die Fotos zeigen eine Stadt, die ihr Gesicht in der Nachkriegszeit radikal gewandelt hat. Und die Menschen, die darüber sprechen, haben den Wandel meist selbst miterlebt: „Das ist Erinnerungsschwelgerei 2.0. Man stimuliert sich gegenseitig, um sich an früher zu erinnern“, sagt Erfinder Peter Liptau.
Im Februar knackt die Gruppe bereits die 4000er-Nutzer-Marke, im Oktober sind es 6000 Menschen, die beim Geschichts-Hype dabei sind. Auch wenn die Beteiligung am Ende etwas weniger wird: Am Ende beweist die Gruppe, dass die Verbindung von Internet und Stadtgeschichte mehr ist, als eine Eintagsfliege.