Friedrichshafen / sz - In der Nacht zum 6. Dezember war es wieder so weit: Der Nikolaus zog durch die Straßen von Friedrichshafen. Werner Schlegel ist seit 32 Jahren als Nikolaus verkleidet unterwegs. Von Ende November bis Dezember besucht Schlegel Vereine, Kindergärten, Altenheime und Familien – und das ohne Geld zu verlangen.
„Ab April bin ich für die Weihnachtszeit schon wieder ausgebucht“, sagt Schlegel. Er hat zu Hause drei Nikolausgewänder im Schrank hängen, die in diesem Monat wieder fast pausenlos zum Einsatz kommen. „Von Januar bis November grüßen mich die Leute mit ´Hallo Werner Im Dezember heißt es dann nur noch ´Hallo Nikolaus“, sagt der Malermeister.
Jeder seiner Besuche laufe nach dem gleichen Muster ab. Die Geschenke, so sagt er, für die Kinder werden von den Familien vor der Haustür abgelegt. „Ich packe die dann in meinen Sack und klingel zusammen mit Knecht Ruprecht an der Tür. Meistens liegt dann noch ein kleiner Zettel dabei, damit ich zu jedem Kind noch etwas sagen kann“, sagt er. Wenn er dann den Raum betritt, müssen alle „Lasst uns froh und munter sein“ singen. „Kinder haben keine Angst, nur Respekt vor mir oder Knecht Ruprecht“, sagt Schlegel. Sein Ziel ist, dass die Kleinen Nikolaus und Ruprecht am Ende die Hand geben, damit sie vor dem Nikolaus keine Angst mehr haben.
Zehn Knecht Ruprechte
Auch die Senioren seien hoch emotional, wenn er den Raum betrete. „Sie reagieren dankbar und schauen einen mit glänzenden Augen an“, sagt er. Das erste Mal gab Schlegel den heiligen Bischof aus Myra vor 30 Jahren. Meine Freunde hatten alle schon Kinder und haben einen Nikolaus gesucht“, sagt er. Er habe eine tiefe Stimme und eine stattliche Statur, seine Freunde hätten ihn dann zum perfekten Nikolaus auserkoren. „Ich habe mir dann einen Mantel gekauft. Ein Jahr später bin ich dann schon in Kindergärten zu Gast gewesen.“
Nikolaus sein hat Schlegel in den vergangenen Jahren verinnerlicht. Deshalb zieht er auch ohne etwas dafür zu wollen von Haus zu Haus. „Knecht Ruprecht und ich freuen uns natürlich über eine Spende, aber jeder darf selber entscheiden was er gibt“, sagt Schlegel.
In den 30 Jahren hat Schlegel knapp zehn Knecht Ruprechte, wie er selbst sagt, „verschlissen“. Im Moment hilft im seine Frau Ute.
Der Malermeister ist in seiner Nikolaus-Karriere auch schon im Ausland im Einsatz gewesen. Für den Erstflug von London nach Friedrichshafen am 6. Dezember hat die Fluglinie Monarch Schlegel extra in die englische Hauptstadt gebracht. „Dann bin ich nach der Landung in Friedrichshafen als Nikolaus verkleidet ausgestiegen“, erzählt Schlegel. Sein Gewand war auch schon in wärmeren Gebieten unterwegs. „Wir waren acht Jahre über Weihnachten auf Lanzarote“, sagt er. Dort sei der Nikolaus, alias Schlegel, dann sogar auf einem Kamel eingeritten.
Der Nikolaus ist am heutigen Samstag von 16.30 Uhr an auf dem Weihnachtsmarkt in Friedrichshafen unterwegs.