Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Immer mehr alte Menschen verarmen

$
0
0

Friedrichshafen / sz - 130 Euro pro Monat zum Leben, seit Jahren nicht mehr beim Friseur gewesen, offene Rechungen auf dem Tisch und tief in der Schuldenfallen: „Seit der Scheidung bin ich ein armer Hund“, sagt die 78-jährige Häflerin im Gespräch mit Bernd Strohmaier vom Stadtdiakonat der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen.

Pia B. senkt ihren Blick, guckt auf ihre Kostenaufstellung, die sie sorgfältig auf ein Blatt Papier geschrieben hat. Die Zahlen ernüchtern. Der Löwenanteil geht für Miete, Heizung und Stromkosten drauf. Essen? „Sie können sich nicht vorstellen, was ich auf dem Teller habe. Ich kann nur noch Kosten senken, indem ich mir alles vom Mund abspare“, macht Pia B. ihre Lage deutlich, die sie nachts nicht schlafen lässt. „Ich muss immer grübeln, wie es weiter geht. Das hätte ich mir vor Jahren auch nicht träumen lassen, einmal schier mittellos dazustehen. Weggehen mit den Jahrgängern? Daran darf ich gar nicht denken. Ich muss mir zwischenzeitlich Ausreden einfallen lassen, um mich um das Treffen zu mogeln. Ich hab einfach kein Geld für so was – dafür schäme ich mich“, sagt die Rentnerin.

Sie ist in Friedrichshafen kein Einzelfall. „Immer mehr Alte verarmen. Das wird in der Beratungsstelle mehr und mehr deutlich“, sagt Diakon Bernd Strohmaier. „Zu mir kommt ein 80-Jähriger, dem der Arzt wegen seiner Knieschmerzen das Schmerzgel Voltaren verschrieben hat. Doch die rund zwölf Euro für die Tube kann sich der Rentner trotz Befreiung einfach nicht leisten.

Und Pia B.? Nach ihrer Scheidung war sie immer mehr in die Miesen gekommen, ein kleiner Dispokredit war ihr Puffer, um ausgleichen zu können. Doch jetzt wurde der Rentnerin der Kredit gestrichen. „Da zahle ich wahrscheinlich noch Jahre ab. Immer in kleinen Raten. Mehr geht nicht“, sagt Pia B. mit Blick auf ihre Kostenaufstellung, die sie mit der Lupe nochmals durchgeht. „Da werden sie wach, wenn’s ihnen mal so dreckig geht.“ Die Lupe hat die Oma von zwei Enkeln bekommen. Seit Jahren kann sie sich keine neue Brille mehr leisten. „Jetzt könnte ich nur noch die Zeitung abbestellen, die ich seit mehr als 50 Jahren beziehe. Das ist das einzige, was ich mir noch gönne.“ Strohmaier will sich dafür stark machen.

Der Diakon unterstützt die Rentnerin noch auf andere Weise. Über Budget von Häfler helfen bezahlt er Pia B. eine neue Brille. Damit die Großmutter ihren Enkeln zu Weihnachten auch was unter den Tannenbaum stellen kann, übernimmt Häfler helfen auch zwei kleine Geschenke. „Für mich ist es bitter, die vollen Läden zu sehen und selbst nichts in der Tasche zu haben. So habe ich mir mein Lebensabend nicht vorgestellt“, sagt Pia B. mit traurigem Unterton. „Dass ich einmal einen Kühlschrank in kleinen Raten abstottern muss, war für mich sehr demütigend. Ich hab’ ein Leben lang gearbeitet und stehe jetzt so arm da. Das tut weh.“

Das Spendenkonto von „Hälfer helfen“ ist in der ersten Adventwoche bereits auf 17 868 Euro gewachsen. Dafür sagen wir allen Spendern herzlichen Dank. Das Geld kommt ohne Abzug von Verwaltungskosten dem katholsichen Stadtdiakonat und der Schwangerenberatung der Diakonie zugute.Spenden können Sie unter dem Stichwort "Häfler helfen" auf das Konto der Katholischen Gesamtkirchenpflege IBAN:

DE52 6905 0001 0020 1138 90

bei der Sparkasse Bodensee. Wenn Sie auf der Überweisung Ihre Anschrift vermerken, bekommen Sie eine Spendenbestätigung.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293