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Der letzte Herbst der Rotachbäume

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Friedrichshafen / sz - Lässt die Stadt Friedrichshafen ihre Hochwasserschutzpläne Wirklichkeit werden, erleben die Bäume entlang der Rotach wohl gerade ihren letzten Herbst. Doch das Gebiet am Rande des Gewässers ist ein Naturparadies, wie die Bilder unseres Lesers Friedhelm Mollet zeigen. Deshalb versuchen engagierte Bürger die Fällung der Bäume zu verhindern. Bunkhofenern dagegen kommt der Hochwasserschutz nicht schnell genug.

„Das Schadenspotenzial ist enorm“, hatte Erster Bürgermeister Stefan Köhler im Sommer auf der Bürgerveranstaltung erklärt, warum die Maßnahmen unumgänglich seien. „Ab 30 Millionen aufwärts.“ Für diesen Schaden müsse die Stadt Friedrichshafen haften, wenn sie keinen Hochwasserschutz betreibe. Denn seitdem der baden-württembergische Landtag im November 2013 das neue Wassergesetz beschloss, gilt Friedrichshafen offiziell als Überschwemmungsgebiet. Alle hundert Jahre ist hier mit einem extremen Hochwasser zu rechnen.

Nachdem die Stadt ihre Hochwasserschutzpläne bekannt gegeben hatte, rollte eine Protestwelle auf sie zu. Eine Initiative engagierter Bürger übergab im September eine Unterschriftensammlung mit fast 1500 Unterschriften für den Erhalt der Bäume an Oberbürgermeister Andreas Brand. „Wir haben seitdem noch viel mehr Unterschriften gesammelt“, sagt Elke Slangen, die die Sammlung weiter vorantreibt. Gut 700 könnten es sein, die seit September dazugekommen sind. Sie und ihre Mitstreiter blockierten am Montag zudem eine vermeintliche Baumfällaktion. Das war aber falscher Alarm: „Das sind Pflegemaßnahmen“, erklärte Andrea Gärtner, Sprecherin der Stadt. „Büsche und Sträucher werden entfernt, aber wir sägen keine Bäume ab.“ Aber das Signal ist klar: Die Aktivisten werden die Bäume mit Händen und Füßen verteidigen.

Bunkhofen wehrt sich

Für Herrmann Sutter, der in Bunkhofen wohnt, kann der Hochwasserschutz gar nicht schnell genug kommen. Bunkhofen gilt nämlich ebenfalls als Überschwemmungsgebiet. „Unsere Grundstücke sind entwertet, wir dürfen nicht mehr bauen und wir müssen mit der Hochwassergefahr leben“, erklärt Sutter. Von den vielen Leuten, die für die Bäume unterschrieben hätten, wüssten auch viele gar nicht, dass ihr eigenes Haus auch im Hochwasser stehen würde. Deshalb wollte Sutter ein Gegengewicht setzen und sammelte Unterschriften für den Hochwasserschutz in Bunkhofen: Fast 400 Unterschriften kamen zusammen. Das klinge wenig, aber immerhin seien das gut 95 Prozent der Bunkhofener, die unterschrieben hätte, sagt Sutter.

In Bunkhofen werden jedenfalls erst dann Hochwasserschutzmaßnahmen kommen, wenn die Häfler Stadt geschützt ist. Umgekehrt gehe es angeblich nicht, erklärt Sutter, denn wenn Bunkhofen geschützt wäre und Friedrichshafen nicht, dann würde es die Stadt bei einem extremen Hochwasser noch viel härter treffen. Mit den Fragen, wie es weitergeht mit den Bäumen und ob sie noch viele weitere Herbste erleben werden, wird sich der Gemeinderat der Stadt erst im neuen Jahr intensiver beschäftigen.


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