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Barrierefreiheit: Es gibt eine Menge Hindernisse

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Friedrichshafen / sz - Jutta Koch ist die Einzige, die es den ganzen einstündigen Rundgang über im Rollstuhl aushält. Ihr Fazit? „Alleine hätte ich das auf dem Kopfsteinpflaster gar nicht hinbekommen.“ Sie sei froh, dass sie am Ende der Tour einfach wieder aufstehen könne. Eingeladen zu der Test-Tour hatte der CDU-Ortsverband.

Bei dem kalten Wind sei es besonders ungemütlich gewesen, aber der holprige Untergrund machte das Experiment noch schwerer. Bei Nässe mag sie sich das Experiment gar nicht erst vorstellen. In der Friedrichshafener Innenstadt ist nämlich kaum ein Durchkommen, wenn man nicht auf seinen eigenen zwei Beinen ohne Gehhilfe und am besten auch ohne Stöckelschuhe unterwegs ist.

Beate Künze, die mit ihrem elf Monate alten Sohn Maximilian dabei war, wusste zwar schon vorher, dass Kopfsteinpflaster und hohe Absätze keine gute Kombination sind („Zwei Paar habe ich mir da schon kaputt gemacht.“), aber erst jetzt mit dem Kinderwagen sei ihr richtig klar geworden, wie sehr die Häfler Fußgängerzone behindern könne.

Zwar gebe es den einen oder anderen rädertauglichen Weg, doch der sei allzu oft zugestellt, bemängeln die Teilnehmer bei der abendlichen Tour. Auf der Promenade störe die ausufernde Bestuhlung der Restaurants und in den Parallelstraßen stünden viel zu oft Ständer von den Läden direkt auf dem Weg. Eine Gasse für Menschen im Rollstuhl und mit Kinderwägen bleibe dabei leider oft eine bloße Regelung auf dem Papier. „Kritik ist wichtig, aber noch wichtiger ist es, Anregungen zu geben, was anders gemacht werden kann“, sagte CDU-Ortsverbandsvorsitzender Manuel Plösser, der den Rundgang leitete. So ging er auf das uneinheitliche Lichtkonzept der Innenstadt ein, aber auch auf die Möblierung der Fußgängerzone. „Wer sich hier in der kalten Jahreszeit setzt, holt sich eine Blasenentzündung“, bringt es der Fachmann auf den Punkt, als er auf die Bänke aus Metall deutet. Er würde sich nicht nur mehr, sondern auch angenehmere Sitzgelegenheiten mit Holzsitzfläche wünschen. Ein paar mehr Bäume fände er auch nicht fehl am Platz.

Anliegen direkt anbringen

Am wichtigsten seien jedoch der Bodenbelag und hier sind eigentlich alle überrascht, als sie von dem Architekten erfahren, dass das Kopfsteinpflaster mit zu den teuersten Untergründen zählt und eine barrierefreie, glatte Lösung aus Bitumen (den es auch in bunten Farben gibt) nicht nur zeitgemäß und praktisch wäre, sondern auch noch kostengünstiger.

Zum Abschluss wandte sich der Ortsverbandsvorsitzende nochmals an alle und bat, solche Anliegen wie die nach einer barrierefreien und ansehnlichen Innenstadt direkt den Verantwortlichen gegenüber zu äußern. „Ich weiß mit Sicherheit, dass solche Anliegen sehr ernst genommen werden“, erklärt Plösser.


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