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Rolls-Royce fährt die Ausbildung zurück

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Friedrichshafen / sz - Die Rolls-Royce Power Systems AG wird die Zahl ihrer Auszubildenden im kommenden Jahr deutlich reduzieren. Ab Herbst 2015 sollen nur noch 80 junge Menschen einen Beruf beim großen Motorenbauer erlernen können, 2014 waren es noch 107. Das Unternehmen spricht von einer „normalen Schwankung“ und begründet den Einschnitt mit sinkendem Personalbedarf.

Es ist ein knappes Jahr her, dass die Rolls-Royce Power Systems AG mit einer Zahl für Aufsehen sorgte: 400 der mehr als 10 000 Mitarbeiter, so sieht es das im Herbst 2013 eingeläutete Sparprojekt Fokus vor, sollen bis Ende des Jahres 2015 abgebaut werden. Betroffen von der Stellenstreichung sind vor allem der so genannte indirekte Bereich, also „Bürojobs“ am Hauptsitz in Friedrichshafen.

Wer sich auf die Homepage des Unternehmens umschaut, erkennt auch auf einen Klick, dass der Bedarf an Personal beim Häfler Motorenbauer derzeit relativ gering ist. Gesucht werden ausnahmlos Werksstudenten, Volontäre oder Praktikanten. Festangestellte? Fehlanzeige. Von einem Einstellstopp will das Management aber nicht so gerne sprechen, die Lage wird lieber mit „Einstellpause“ beschrieben. Das grundsätzliche Problem der Rolls-Royce Power Systems AG: Das Personal wuchs in den vergangenen Jahren schneller als der Umsatz.

So wie’s aussieht, werden auch über 2015 hinaus eher weniger Mitarbeiter benötigt. Das Unternehmen bestätigte auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung, dass die Zahl der Auszubildenden im kommenden Jahr von 107 auf 80 runtergefahren werden soll. „Das ist weniger als in den drei Jahren zuvor, aber innerhalb der normalen Schwankungsbreite“, lässt ein Pressesprecher wissen. Gleichzeitig verweist er auf die hohe Ausbildungsquote, sprich: die Zahl der Azubis in einem Betrieb im Verhältnis zur Zahl aller Beschäftigten. „Unsere Gesamtausbildungsquote liegt derzeit bei etwa fünf Prozent. Laut Südwestmetall liegt die Quote landesweit bei etwa 4,5 Prozent, im Bodenseekreis bei 3,6 Prozent.“ Weil Rolls-Royce Power Systems seit vielen Jahren bedarfsgerecht ausbilde, seien die Ausbildungszahlen immer wieder unterschiedlich.

Gekürzt wird wohl hauptsächlich bei den Kaufleuten. Denn: „Wir gehen derzeit davon aus, dass der Bedarf an indirekten Mitarbeitern stärker zurückgehen wird als der Bedarf an gewerblich-technischen Mitarbeitern – daher der stärkere Rückgang bei den kaufmännischen Auszubildenden.“ Einen echten Einschnitt bei der Ausbildung erkennt das Unternehmen übrigens nicht, da die Zahl von 80 innerhalb der üblichen Schwankungsbreite der vergangenen 15 Jahre liege.

Der Betriebsrat wurde von der Personalabteilung Anfang Juli über die geplante Reduzierung informiert. „Wir waren natürlich in keinster Weise damit einverstanden“, erklärt Thomas Bittelmeyer. Ursprünglich, berichtet der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung, habe das Unternehmen sogar noch mehr Ausbildungsplätze streichen wollen, dem Betriebsrat sei es aber gelungen, die Zahl der Azubis etwas nach oben zu korrigieren.

Ein weiterer Teilerfolg aus seiner Sicht: die Übernahmegarantie. „Es gibt eine klare Vereinbarung, dass alle Auszubildenden unbefristet eingestellt werden, sofern Leistung und Verhalten stimmt“, betont Thomas Bittelmeyer. Diese Regelung, die seit 2011 im Unternehmen gilt, geht über den Tarifvertrag hinaus – darin ist nur die Übernahme für zwölf Monate vorgesehen. Die unbefristete Übernahmegarantie war dem Betriebsrat besonders wichtig, weil in der Ausbildung kein Auswahlprozess beziehungsweise ein Konkurrenzkampf um die Festanstellung ausbrechen solle.

Die Reduzierung der Ausbildungsplätze dürfte am morgigen Freitag auch Thema bei der Betriebsversammlung der Rolls-Royce Power Systems AG werden. Beginn ist um 8 Uhr auf der Messe Friedrichshafen.


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