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Barocke Liebesseufzer berühren die Zuschauer

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Friedrichshafen / sz - Händel, Gluck, Purcell: In die Frühzeit der Oper hat Anja Zirkel am Freitagabend mit ihrem Arien-Abend im Alfred-Colsman-Saal des Graf-Zeppelin-Hauses geführt. Nach ihrer Erkrankung hat die Sopranistin ihre Stimme etwas zurückgenommen, doch freudig durften die Zuhörer den hellen, kultivierten Ton, die Natürlichkeit und Klarheit ihrer warmen Sopranstimme genießen.

Um eine Woche hatte der Termin verschoben werden müssen, da die Sopranistin erkrankt war, dennoch stand auf den Plakaten weiterhin das ursprüngliche Datum - Wohl ein Grund dafür, dass der Saal sich nicht gefüllt hat. Am Ende bekannte Anja Zirkel, dass sie froh war, durchgehalten zu haben. Während des Konzerts in Margaret Briodys Reihe „Junge Künstler“ hat der Pianist Jürgen Jakob den Gesang der Sopranistin behutsam begleitet.

In girrenden Koloraturen hatAnja Zirkel die „Lamenti d’amore“ gesungen, die Seufzer von Liebesfreud und Liebesleid. Auf Rezitativ und Arie der Galathea aus Händels Barockoper „Acis and Galathea“ folgte in innigem Gesang voller Hingabe und Sehnsucht Händels Kantate von der schönen „Pastorella“, nach der der Schäfer schmachtet. Bald trübt sich die Stimmung ein, als er von vergeblichem Flehen singt: Die stolze Schäferin verschmäht ihn und dennoch verzehrt er sich nach ihr und die Zuhörer genießen noch einmal seinen werbenden Gesang.

Verschiedenste Rollen

Als lichte Phantasie der Hoffnung hat Jürgen Jakob in seinem Klaviersolo Christoph Willibald Glucks Bild vom Tod des Orpheus gezeichnet. Eine schöne Überleitung zur Szene des Amor aus Glucks „Orfeo ed Euridice“. Mehrere Gesichter hat die Sängerin dem Amor gegeben: Erst ein Wiedersehen mit der verlorenen Euridice versprechend, dann mahnend und schließlich fast schelmisch die Liebe kommentierend.

Purcells Bewunderung für die italienische Musik hat die folgende Arie des englischen Klassikers aus dem 17. Jahrhundert verraten. Ungläubiges Staunen über einen Kuss der Liebe hat aus „Sweeter than roses“ gesprochen – Aus zarter Scheu wurde dynamischer Glücksgesang. Mit der Suite in D-Dur von Purcell – galanter, graziös fließender Musik – leitete Jakob zum letzten Liedblock aus Händels „Giulio Cesare in Egitto“ über.

Unterbrochen von Händels Grobschmied-Variationen am Klavier, hat Anja Zirkel in drei Arien der Cleopatra deren Sehnsüchte und Ängste durchleuchtet. War ihre Heldin in der ersten Arie noch eine selbstsichere, entschlossene Frau, deren Liebe zu Cäsar sich mit ihrem Ehrgeiz verband, sind in der zweiten ihre Seufzer zu dramatischem Gesang geworden, der verriet, wie die Seele litt. Trostlos beklagte sie zuletzt ihr Schicksal, ehe sie dramatisch dagegen aufbegehrte und in lyrische Klage zurückfiel. Intensiv ist Anja Zirkel in das zu Herzen gehende Geschehen eingetaucht, hat es die Zuhörer miterleben lassen.


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