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Rabimmel, Rabammel, Rabumm

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Friedrichshafen / sz - „Ich geh mit meiner Laterne....“ Im Maria Schutz Kindergarten in Schnetzenhausen tönt es durch die Räume. Dabei sind die Kinder gerade gar nicht im Singkreis, sondern beim Basteln: Weiße Martinsgänse aus Papier gestalten sie, andere häkeln oder malen. Doch als ein Kind das Lied beginnt, stimmen alle mit ein: „Rabimmel, Rabammel, Rabumm!“

Es wird gebastelt und gewerkt

Bereits im Flur stellt ein Puppenbild die gute Tat Martins dar. Die fünfjährige Sarah hat Martin aus eigenem Antrieb mit einer Laubsäge das dafür notwendige Schwert aus Holz gesägt - wie sonst sollte der gute Mann auch sonst seinen Mantel teilen? Auch jetzt werkeln Kinder im Werkraum – Andere basteln Martinsgänse. Aus weißer Pappe schneiden sie die vorgezeichneten Vögel aus. Über den Bauch kleben sie Transparentpapier – mit einer Farbe nach Wahl. Dann noch weiße Federn rundherum, Augen und Watschelfüße angemalt – und fertig ist die Martinsgans. Die Kinder dürfen sie mit nach Hause nehmen oder auch nicht: Die Glastür zum Gruppenraum ist bereits mit den bunten Vögeln geschmückt, die den heiligen Martin verraten haben sollen, als er sich versteckt hat, weil er kein Bischof werden wollte. So wurde Martin dann doch zum Bischof geweiht.

Nicht dass ich das alles noch so genau wüsste – Aber so steht es im Buch, das ich den Kindern vorlese, nachdem sie mich lautstark darum gebeten haben. Am spannendsten finden die Kinder, dass Martin in der Geschichte im Verlies eingesperrt wird – vom Kaiser, der sicherstellen will, dass Martin auch nach seiner guten Tag noch mit in den Krieg zieht. Aber auch, dass Martin dem Bettler hilft, finden die Kinder aufregend. Ganz viele Bettler hätten auch sie schon gesehen, zum Beispiel auf einer Brücke. „Gar nichts“, ruft ein Kind, als Kindergärtnerin Ursula Schlegel aufzählt, was viele Bettler alles nicht haben.

Doch was wäre der Martinstag ohne Laterne! Und so bekommen die Jüngsten – im Kindergarten die sogenannten Sternkinder – jedes Jahr ihre Laterne, heuer aus Holz und Papier, die sie mit nach Hause nehmen dürfen und die dann den Rest der Kindergartenzeit überstehen. Dafür sind sie sehr stabil gebastelt: mit Holz umrahmt, auch der Kerzeneinsatz ist aus Holz. Die Kinder haben nach Art des Pointillismus mit den Fingern bunte Punkte auf festes Transparentpapier getupft. Die Eltern haben das Kleben übernommen. Allerdings haben die meisten Kinder auch eine Laterne zu Hause, die elektrisch betrieben wird. Jetzt dürfen die Kleinen im Begrüßungskreis ihre Laternen bereits vorführen - „Rabimmel, Rabammel, Rabumm“ singend. „Nochmal“ rufen sie - Sie scheinen schon Spaß am Laternenlaufen zu haben.

Dabei startet der richtige Umzug durch Schnetzenhausen am Martinstag am Dorfgemeinschaftshaus – zusammen mit Sankt Martin auf einem richtigen Pferd. Hier dürfen die Kinder dann ihre Martinsbrezel mit anderen teilen. Schon jetzt wissen die meisten, mit wem sie das tun wollen. Auch ihr Vesper haben die Kinder bereits untereinander geteilt, wie Leiterin Jasmin Lutz erklärt.

Im Begrüßungskreis dürfen sie Tage vorher als Martin ihren Mantel teilen – mit Helm, Rüstung und Schwert verkleidet. Auch die anderen Rollen des Spiels – Pferd, Stadttor und Bettler sind schnell vergeben. Irgendwann will allerdings keiner mehr Bettler sein. Lieber Sankt Martin – „Oder ein Freund von Sankt Martin“. Da ist die Kindergärtnerin aber konsequent: „Den gibt es im Lied nicht.“

Vorfreude auf Martinstag

Gesungen wird auch: „Kommt wir woll’n Laterne laufen, heute bleibt das Fernsehen aus“. Dem Geburtstagskind Luca gefallen alle Martinslieder gleichermaßen. Am meisten freut er sich aufs Flöten am Martinstag, aber auch auf die Herausforderung: eine Vorführung der Geschichte „Mach’s gut, kleiner Wolf“ im Dorfgemeinschaftshaus während des Gottesdiensts. Die älteren „Regenbogenkinder“ dürfen den anderen die Geschichte vortragen, in der ein kleiner Wolf der Hilfesuchende ist und ein alter Mann mit Laterne der Wohltäter. Luca kann seinen Text schon auswendig: „Es war nicht recht, ihn wegzujagen.“ Auch beim Umzug bleibt er sicher nicht stumm – Da schallt es dann: „Rabimmel, Rabammel, Rabumm“.


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