Friedrichshafen / sz - Die „Molke“ hat wieder auf – allerdings an neuer Stelle, nämlich in der Margaretenstraße. Solange das alte Gebäude an der Meistershofener Straße saniert wird, finden Jugendliche in der alten Verkehrsschule ein neues Angebot.
„Wir sind ja immer noch am Riedlewald – nur eben auf der anderen Seite!“, meint Daniel Schweizer, stellvertretender Molke-Leiter, während er sich vom Vordach der alten Verkehrsschule aus in der neuen Umgebung umschaut. Dort oben sorgt er dafür, dass man das übergangsweise Domizil des Jugendzentrums auch als solches erkennt: mit einem gesprayten „Molke“-Schriftzug, der schon von Weitem sichtbar sein wird.
Zwei Monate lang war die Molke geschlossen, weil für den Umzug voller Einsatz von allen Mitarbeitern und Azubis gefragt war. Jetzt ist wieder alles beim Alten. Naja, fast! Die Öffnungszeiten und das Programm werden seit vergangenem Freitag wie gewohnt fortgesetzt – das Jugendprogramm, regelmäßige Termine wie Workshops und Nachhilfe finden am neuen Standort statt. Nur das Qualifying fürs Billardturnier am 14. November musste ausgelagert werden. „Das Billardzimmer ist momentan noch ein Lagerraum,“ erklärt Jugendzentrumsleiterin Karoline von Dewitz. Auch in bunt bemalten Containern lagert Einiges, was bisher zur Einrichtung der Molke gehört hat, denn: Ein gutes Jahr lang muss sich das Jugendzentrum ganz schön einschränken. „Wir haben aktuell nur ein Drittel der Fläche“, meint von Dewitz und ist insgesamt aber „total happy“. Zum einen seien sie in einer tollen Nachbarschaft gelandet und richtig freudig begrüßt worden. Samstagvormittags schon seien Leute gekommen und hätten geschaut, was passiert und sich gefreut: „Endlich passiert hier wieder was!“ Zum anderen sei der Übergangsstandort super. Da das Gebäude eigentlich bereits abgerissen werden sollte und nun nur noch eine Gnadenfrist erhält, können sie es ganz nach ihren Vorstellungen gestalten. „Und wenn’s doch mal komplizierter wird, überwiegt die Vorfreude“, lacht sie dann.
5,1 Millionen Umbaukosten
Das eigentliche Molke-Gebäude, die alte Molkerei an der Meistershofener Straße, wird nämlich in der Zwischenzeit saniert und umgebaut. Seit den Siebzigern ist dort baulich nichts mehr passiert. Nun besteht Nachholbedarf und das städtische Bauamt arbeitet eng mit den Jugendzentrumsmitarbeitern zusammen, um die Molke nicht nur moderner, sondern vor allem angepasst auf die Bedürfnisse zu gestalten. Für 5,1 Millionen Euro wird auch ordentlich umgestaltet. Es wird einen neuen Eingangsbereich geben, in dem man nicht mehr auf die Klos zugeht. Die Jugendinfo wird sich nicht mehr hinten im Gebäude verstecken müssen, sondern nur getrennt von einer Glasscheibe ans Café heranrücken.
Doch damit nicht genug: „Ich freue mich besonders auf die Glasfront und den Balkon zur Straße hin“, schildert Karoline von Dewitz. Denn sie habe schon bei der Übergangsbleibe gemerkt, dass es prima sei, wenn Passanten einfach reinspickeln können.
Während Karoline von Dewitz spricht, halt einige Radfahrer an und schauen sich neugierig um – aber es geht ja auch besonders bunt zu an diesem Samstagmittag: Mit „Apos“ (24), „Dede“ (25) und Kemal Kirik (34) aus Tuttlingen sind Profis am Werk, die die Außenfassade des Gebäudes gestalten. Kirik stellt mit seinem „Kunstladen“ (www.der-kunstladen-com) die Farbe für die Graffitimalerei. Die übrigen Wände landen unter den Sprühdosen von aktuellen und ehemaligen Pimp-your-Molke-Workshopteilnehmern: Lena Peter (16), Chiara Schlosser (15), Konstantin „Ragie“ Figgle (17), Moritz „Sake“ Zander (17), Marius „Hen“ Hörwesen (15), Julian Adam-Ringelsbacher (20) und Miriam Reimerink (17) sind mit von der Partie. Spannend zu sehen ist, dass hier jeder bereits einen eigenen Stil entwickelt hat. Interessant ist auch, dass alle frei Hand arbeiten – zwar teilweise an Hand einer Skizze, aber ein Stencil (also eine Schablonenarbeit) bekommen wir an diesem Tag nicht zu sehen. „Als ich 1995 anfing, hieß es noch, wer nicht frei Hand arbeitet, der kann nichts“, erklärt Kirik. Heute sei man als Streetartkünstler viel freier, was die eigene Arbeitsweise angehe.
Das Jugendzentrum ist erreichbar unter der Telefonnummer 07541 / 38 67 25.
www.molke-fn.de