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Babyfenster hat sich erneut bewährt

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Friedrichshafen / sz - Das vor rund eineinhalb Jahren eingerichtete „Babyfenster“ am Häfler Klinikum hat sich erneut bewährt: Der abends an einem Wochenende vor rund vier Wochen in der Klappe am Klinikum abgelegte Säugling ist aber schon fünf Tage nach der Ablage wieder bei seinen Eltern gewesen. Udo Radlow, Chefarzt der Kinderklinik, sprach am Donnerstag von einer „glücklichen Familienzusammenführung“.

Die Mitarbeiter des Mutterkindzentrums („Mukiz“) am Klinikum sind Fehlalarme an der Klappe gewöhnt. An besagtem Abend war dies anders. Minuten nach dem Alarm fand eine Kinderkrankenschwester ein Findelkind. „Schön angezogen, sauber, gesund“, wie Radlow sichtlich berührt erzählt. An einem Kuscheltier hatte die Mutter einen Anhänger befestigt, auf den sie den Namen ihrer Tochter schrieb. Und in einem Brief gab sie den Findern ihres Kindes mütterliche Tipps: „Wenn das Kind weint, hat es Hunger“ Oder: „Die Milch, die es trinkt, muss warm sein.“ Schließlich las die Krankenschwester, dass die Mutter Probleme habe, „die sie erst lösen muss.“

Nachdem nach der Erstuntersuchung klar war, dass „Eva Mukiz“ (wie das Kleinkind in der Klinik genannt wurde) gesund ist, folgte die nächste Erleichterung: „Am gleichen Abend schon hat ein Mann angerufen. Es war der Vater. Er gestand ein, die Eltern des abgelegten Kindes hätten einen großen Fehler gemacht“, erzählt Simone Jedwilayties, Oberärztin an der Kinderklinik. „Sie haben gemerkt, dass sie ohne Tochter nicht leben können“ erzählt die Ärztin im Nachhinein

Nach dem Junge, der vor rund sechs Monaten in der Klappe abgelegt wird, nun also ein weiterer Fall am Häfler Krankenhaus. Klinikums-Geschäftsführer Johannes Weindel legitimiert einmal mehr die Einrichtung des Babyfensters. „Wir haben richtig gehandelt“. Die Klinik helfe einerseits mit ihrem medizinischen Portfolio. Andererseits greife sie mit dem Babyfenster auch verzweifelten Menschen in einer Notsituation unter die Arme. „Wir haben uns trotz des umstrittenen Themas und langen Diskussionen innerhalb des Klinikums für ein Babyfenster entschieden. Es steht uns gut an.“

Für Udo Radlow war der Fall von „Eva Mukiz wie damals bei „Adam“ kein klassischer, in dem Eltern ihr Kind loswerden wollen. Es war ein Fall, in dem das Fenster eine Art Ventilfunktion hatte - „für Eltern in einer Situation völliger Überforderung“. Sie hätten geregelt, was zu regeln war - und sich dann für ihr Kind entschieden“, meint Radlow erleichtert.

Ziemlich unbürokratisch

Gegenüber der Premiere vor sechs Monaten als man „Adam“ gefunden habe, „sind wir viel routinierter vorgegangen, so berichtet der Chefarzt. Er meinte weniger die medizinische Versorgung des Findlings, denn das Procedere, das nach einem Fund greifen sollte: Verständigen der Polizei, des Jugend- und des Standesamts. „Was im Fall des Falles außerhalb der ärztlichen Versorgung passieren muss“, so Radlow, habe man schon vor der Einrichtung des Babyfensters mit den Behörden durchgespielt. Nur soviel: Ein komplizierter Verwaltungsakt nimmt seinen Lauf. Im Fall zwei ist es richtig kompliziert aber nicht geworden: „Das zuständige Jugendamt hat schnell und unbürokratisch reagiert. So war das Kind schon fünf Tage nach dem Ablegen wieder zu Hause“, erzählte Radlow.


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