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Jedes dritte Bauprojekt hinkt hinterher

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Friedrichshafen / sz - Mindestens jedes dritte Bauprojekt von Stadt und Zeppelin-Stiftung leidet aktuell unter Ablauf- oder Finanzierungsproblemen. Das würde am Dienstag in einer Sitzung des Technisches Ausschusses der Stadt bekannt. Betroffen sind Großprojekte wie die Schwimmbadneubauten der Stadt – aber auch kleinere Vorhaben wie geplante Sanierungen von Turnhallen.

„Wir haben deutlich längere Projektdauern“, sagte Frank Kahle, Leiter der städtischen Bauverwaltung, bei der Vorstellung eines Berichts zum Stand städtischer Bauprojekte vor den Ausschussmitgliedern. Zahlreiche Beispiele listet das Papier auf. Von 49 laufenden Bauprojekten sind ganze 18 entweder nicht im Zeitplan – oder es gibt Sorgen um die Projektkosten.

Monate zurückgeworfen

Die Liste der Probleme reicht dabei von kleinen Verzögerungen bis zu massiven Kostenexplosionen. So wurde etwa der Neubau der Sporthalle Ailingen um rund drei Monate zurückgeworfen, weil der Sachbearbeiter erkrankte.

Fatal sind dagegen die bereits bekannten Kostensteigerungen bei den Neubauten der städtischen Bäder: Allein der Neubau des Freibads in Fischbach könnte drei Millionen Euro mehr verschlingen als gedacht, insgesamt 16,5 Millionen. Das wirft das Projekt gut vier Monate zurück.

Noch deutlicher wird der städtische Rückstand am Bau bei einem Blick auf die geplanten Ausgaben. „50 Prozent des Mittelabflusses liegen deutlich hinter den Plänen zurück“, sagt Bauexperte Kahle. Er meint damit: Nur jeder zweite Euro, den die Stadt 2014 für Bauprojekte ausgeben wollte, wird zum Jahresende wohl auch tatsächlich die Stadtkasse verlassen. Der Rest bleibt vorerst auf der hohen Kante.

Grund für die vielfältigen Verzögerungen am Bau ist dabei eine unglückliche Kombination von Bremseffekten. Auf Platz eins steht dabei ein öffentlich positiv aufgefasster Trend: mehr Bürgerbeteiligung. Weil die Verwaltung bei immer mehr Bauprojekten auf Bürgerinformationen und -Beteiligung setzt, dauern Projekte offenbar deutlich länger als zu Zeiten, in denen Bürgerbedenken weniger ernst genommen wurden. „Großprojekte sind durch eine umfassende Information und Einbindung der Bürger inzwischen längere, zeitlich schwer kalkulierbare Planungsprozesse“, heißt es dazu in einer Zusammenfassung der Stadt zu den Ursachen von Verzögerungen.

Doch der Austausch mit Bürgern ist derzeit nicht das Einzige, was den Fortschritt von Bauvorhaben behindert. Allein die schiere Zahl von Bauprojekten, die Friedrichshafen derzeit auf der Agenda hält, scheint die Mitarbeiter der städtischen Ämter derzeit fast zu überfordern. Selten hatte die Stadt auch so ambitionierte und zahlreiche Projekte auf einem Haufen vor, wie in den nächsten zwei bis fünf Jahren. „Uns war allen klar, dass das nicht abgearbeitet werden kann“, kommentierte Heinz Tautkus, SPD-Gemeinderat, diese Tatsache am Dienstag spitz. Doch keine Fraktion würde wegen befürchteter Überlastung erfolgreiche Anträge zurückziehen.

Der anhaltende Bauboom der privaten und öffentlichen Hand tut derweil sein Übriges, um den Baufortschritt zu bremsen: Bisweilen sollen städtische Projekte nicht ausgeführt worden sein, weil die in Aufträgen ertrinkende Bauwirtschaft einfach kein Angebot für ein Projekt vorlegte, so Friedrichshafens Baubürgermeister Stefan Köhler am Dienstag.

Die bisher genannten Faktoren stellen am Ende kaum ein Bauprojekt grundsätzlich in Frage, es wird am Ende wohl schlicht zu Verzögerungen kommen. Massive Kostenexplosionen, wie beim Fischbacher Bad, beim Sportbad oder beim Kinderhaus Riedlepark, das aktuell wegen Budget-Sprengung auf Eis liegt, geben deutlich mehr Anlass zur Sorge. Sie könnten Stadt und Bürgern nachhaltig Magengrimmen bescheren.

Diese Projekte haben Probleme:

Neubau an Grundschule Kluftern: 45000 Euro Mehrkosten

Merianschule, Decken: Rund 44000 Euro Mehrkosten

Seehasen-Fundus, Neubau: Unbekannte Mehrkosten

Sporthalle Ailingen: Erkrankter Sachbearbeiter

Halle Jettenhausen, Fassade: Projekt verschoben

Halle Kluftern, Neubau: 2,3 Millionen Euro Mehrkosten

Fallenbrunnen 17, Ausbau: Unsichere Kosten

Straßenbau, Neue Mitte Fischbach: Gestoppt nach Problemen mit Ortsmitte Investor

Sanierung B31-Brücke, Lindauer Straße: Fehler eines Bauunternehmens

Sanierung Schmalholzstraße: Grundstückskauf nicht möglich

Straßen im Baugebiet Berg: Fehlender Beschluss

Straßen Ortsmitte Kluftern: Fehlende Fördermittel

Freibad Fischbach: Unter anderem drei Millionen Euro Mehrkosten

Uferweg West: Verzögerungen

Hochwasserausbau Rotach: Ökologische Bedenken

Kinderhaus Riedlepark: Budget gesprengt

Neubau Sportbad: Millionen-Mehrkosten befürchtet


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