Friedrichshafen / sz - Sie sind Teil des Event-Programms der Interboot: Die Rennen der schwimmenden PS-Boliden vor der Häfler Uferpromenade. Wie stark sich die Besucher emotional in die zweifellos mit viel Motorenlärm verbundene Liquid Quarter Mile auch einlassen mögen, eines ist sicher: Ein Format, das Einblicke in die Welt des Motorbootsports gibt, ist das Spektakel allemal. Wenn die großvolumigen Motoren aufheulen, wird’s auf der Zuschauertribüne auf der Uferpromenade schnell eng und enger.
Für die einen sind die Rennen nicht anderes als gefährlicher Anachronismus auf einem Gewässer, das als Trinkwasserspeicher dient. Für andere ist das Geschwindigkeitsspektakel Faszination pur, Motorsport auf dem Wasser vom Feinsten.Der Langenargener Harald Thierer, der das Event vor den Gestaden Friedrichshafens organisiert, sieht darin „Motorsport-Demonstrationen auf dem Wasser, die wir publikumsnah präsentieren wollen.“
Harald Thierer und Dirk Kreidenweiß, heute Interboot-Projektleiter, haben die Veranstaltung ins Leben gerufen. Inzwischen geht die Liquid Quarter Mile vor Friedrichshafen das zehnte Mal übers Wasser. Vorbild war die Viertelmeile der Autorennen in den USA. Ziel war und ist auch heute noch, innerhalb eines Interboot-Schaufensters zu zeigen, „was ein Motorboot auf dem Wasser kann“, meint Thierer. Da geht’s darum, Bootseigenschaften aufzuzeigen. Beschleunigung, Gleitverhalten. Wie liegt der Rumpf im Wasser? Auch Bootsoptik steht im Fokus. Und, „natürlich spielt auch der Sound eine Rolle.“ Dinge, die man eben auf 402 Meter zeige. Egal, ob mit Jetantrieb, mit kleinem Außenborder oder einem 1000 PS-Motor im Heck.
Gefahren wird in verschiedenen Klassen. Schon der Vergleichbarkeit wegen. Mit von der Partie sind inzwischen so manche Aussteller, Privatleute, auch klassische Offshore-Boote. Diese Interboot ganz neu: klassische Rennboote. Sie bekommen am kommenden Interboot-Samstag ihr Forum. Eines indes, das weniger von Speed, denn von „ästhetischer Eleganz der alten Holzboote“ (Thierer) geprägt wird.
Bei der Quarter Mile fahren immer zwei Schiffe gegeneinander. Es ist also ein Rennformat – auch wenn die Messe das Wort „Rennen“ nicht offiziell in den Munde nimmt. Gefahren wird vor der Uferpromenade manchmal doppelt so schnell, wie es die Wasserschutzpolizei erlaubt. Bei den „Rennen“ geht’s auch lauter zu, wie man es sonst auf dem See gewohnt ist. Das Abgasverhalten? Mitunter alles andere als Bodensee-tauglich.
Thierer ist denn dankbar, dass das Schifffahrtsamt des Bodenseekreises bei der Liquid Quarter Mile im Boot sitzt. Es stellt befristete Ausnahmegenehmigungen für die teilnehmenden Boote aus. „Sonst wäre die Veranstaltung nicht durchführbar“, sagt Thierer. Er weiß, dass es es natürlich Regeln für die Veranstaltung im abgesperrten Seeraum gibt. Regeln aber, welche in der Bodensee-Schiffahrtsordnung nicht oder nur mit einem Augenzudrücken unterzubringen sind.
Inszeniert die Interboot die Liquid Quarter Mile primär deswegen, um für den Ausstellungssektor Motorboot die Werbetrommel zu rühren, geht’s für die Fahrer und Bootseigner nur um Ruhm und Ehre. Beim Rennformat vor Friedrichshafen werden die Schnellsten in ihrer Klasse ermittelt. Und logischerweise auch der Häfler Speedkönig als Sieger aller Klassen. Der bekommt das Gelbe Trikot – mit der aufgedruckten Siegerzeit über 402 Meter-Bodenseewasser.
Das Interboot-Rennformat „Liquid Quarter Mile“ läuft noch am Freitag und Samstag vor der Uferpromenade in Friedrichshafen. Start ist jeweils um 17 Uhr.