Friedrichshafen / sz - Die Interboot ist mit frischer Brise auf ihren neuntägigen Törn gegangen. Bei idealem Messewetter ließen sich am Samstag und Sonntag vom „puren Vergnügen“ auf dem Messegelände und am Vorführhafen 34 000 Besucher mitreißen. Messechef Klaus Wellmann: „Das erste Wochenende hat wieder einmal gezeigt, dass Wassersport ein wichtiges Thema hier am Bodensee ist.“
In Zeiten, die für die Bootsbranche schon besser waren, gibt’s vor allem in der Zubehörbranche zufriedene Gesichter. Während die Verkäufe bei den serienmäßigen Segelbooten seit Jahren grundsätzlich stagnieren beziehungsweise zurückgehen, blickt die Zubehör- und Servicebranche zuversichtlich der neuen Saison entgegen. Auch der Bummel durch die Hallen am ersten Messewochenende zeigt’s deutlich: Die Zubehörhalle, im Zentrum die Halle A 2 mit der „Techbox“, ist ein viel angelaufener Ankerplatz für die Besucher. Innerhalb einer Messe, die nach Worten von Pressesprecher Wolfgang Köhle „Lust auf Wassersport machen will“. Auch Lust zum Kauf neuer Boote.
Bevor bei der Interboot die Segel gesetzt werden, steht traditionell am Samstag des Auftaktwochenendes das Ankerlichten – mit Läuten der Schiffsglocke im Foyer-West. Dieses Jahr gaben Oberbürgermeister Andreas Brand, DSV-Präsident Andreas Lochbrunner und Janni Hönscheid das Signal zum Ablegen. Im Mittelpunkt der Eröffnung stand zweifellos Letztere. Eine Frau, die auf Fuerteventura aufgewachsen ist, auf allen Wellen der Welt zu Hause ist und längst aus den Fußstapfen ihres Vater, der Windsurflegende Jürgen Hönscheid, herausgesurft ist. Moderatorin Chrissie Weiß (Radio7) kündigte Deutschlands erfolgreichste und attraktivste Surferin als „hübsch, blond und schlank“ an. Auf der Bühne zeigte sich die Deutsche Meisterin im Wellenreiten und das Playboy-Covergirl August 2014 dann auch noch weltoffen, charmant und rhetorisch bestens drauf: „Ich will auch in den Wellen, einer Welt der Männer, keine Lanze für die Frauen brechen. Ich bin ich und mache meinen Style“, sagte die Frau , die „das erste Mal überhaupt auf einer Messe ist“. Was sie an der Interboot reize, fragte Chrissie Weiss: „Die vielen Kontraste. Die unterschiedlichsten Menschen, die sich hier begegnen und eines gemeinsam haben: Die Liebe zum Wassersport.“ Janni Hönscheid kennt „viele tolle Strände“, kommt selten an einen See – und schwärmt nun vom „tollen Bodensee“.
Messe „voller Kontraste“
Apropos Kontraste: Von solchen spricht auch Chrissie Weiss. Hier das „Beachbabe“, dort die „Männer des Südens“ – womit auch die erste Reihe des deutschen Segelsports begrüßt ist. Alle kommen aus dem Süden der Republik, eine Premiere in der Geschichte des deutschen Segelsports. Da ist einmal der Lindauer Andi Lochbrunner . Als neuer DSV-Präsident hat er sich zum Ziel gesetzt, den deutschen Leistungssport im Segeln (der mit Blick auf die derzeitige Medaillenbilanz fast schon das Wasser am Hals steht - Anm. d. Red.), voranzubringen. Für Lochbrunner, wie einem weiteren „Mann des Südens“, dem Häfler Olympiasieger Eckhart Diesch, keine Frage: „Der Deutsche Segler-Verband braucht frischen Wind.“ Den erhofft sich Diesch als Vorsitzender der Deutschen Segel-Liga auch durch das neugeschaffene Regattaforum der 1. und 2. Bundesliga. Das „neue Baby an Bord“ laufe sehr gut, habe in den Vereinen für viel Begeisterung gesorgt, meinte Diesch. „Die Bundesliga hat alle anderen Segelevents um ein Vielfaches überflügelt.“ Am kommenden Wochenende gibt’s vor dem Häfler Seeraum übrigens eine weitere Regattapremiere: 1. und 2. Bundesliga werden zwar wieder in für alle Segler gleichen Booten, aber das erste Mal parallel ausgesegelt.
Der Dritte im Bunde schließlich heißt Reinhard Heinl und ist Vorsitzender des Seglerrats im DSV. Morgens stand die dreiköpfige Funktionärsspitze auf der Eröffnungsbühne, mittags traf man sich dann zur Funktionärssitzung. Die Interboot 2014 ist auch Forum der Präsidiumssitzung des Deutschen Segler-Verbands.
Rahmen für besonderes Danke
Die Messeverantwortlichen nutzten die feierliche Eröffnung auch als Rahmen für ein besonderes Dankeschön. Für die Ehrung eines Mannes, der jahrzehntelang für die „Familie des Wassersports so viel getan hat“ (Interboot-Projektleiter Dirk Kreidenweiß); für die „männliche Mutter Theresa des Bodensee-Wassersports“, wie sich Messechef Klaus Wellmann ausdrückte. Ludwig Gebhard, auch Chef des Schifffahrtsamtes am Landratsamt, war hoch gerührt. Auch über sein Geschenk: eine Ausfahrt auf den See mit einer Auswahl ehemaliger Schifferpatent-Prüflinge. Mit an Bord wird auch der Interboot-Projektleiter sein.