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Der Orgelherbst beginnt in Belgien

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Friedrichshafen / sz - Die musikalische Reise des Orgelherbstes in Friedrichshafen hat am Sonntagabend in der recht gut besuchten Sankt-Nikolaus-Kirche mit belgischen Werken begonnen. Dort interpretierte die Organistin und Radiomoderatorin Cindy Castillo aus Brüssel Werke belgischer Komponisten.

Die junge Künstlerin spielte dabei von César Franck, der 1822 in Lüttich geboren wurde, drei Pièces von 1878. Darauf folgten vier Stücke des Opus 37 und Toccata Des-Dur von Joseph Jongen, der ebenfalls in Lüttich geboren wurde, aber im Gegensatz zu Franck Zeit seines Lebens in Belgien als Komponist und Organist wirkte.

Mit posaunenstoßartigen Klängen beginnt das Konzert. Es entfaltet sich ein Zwiegespräch unterschiedlicher Klangtypen und Register. Wechselweise sprechen sie zueinander, finden nicht so recht einen gemeinsamen Klang, scheinen fremd, und genau daraus entsteht der Spannungsbogen der Stücke von Franck. Immer wieder nähern sich einzelne Klangstränge einander an, verlieren sich wieder, um dann in einem überraschend ruhigen und zarten Schlussakkord zu verschmelzen.

Es sind oft die Pausen, die das meiste zu sagen haben bei diesen Kompositionen, mal die echten, in denen es ganz still ist, und mal die nur gefühlten, wenn eigentlich die Orgel nicht ganz schweigt, sondern noch ein Grundton weiter erklingt.

Auch Jongen arbeitet mit Pausen, mit Schweigen, mit teils rhythmischen Orgelklängen. Insgesamt ist sein Werk aber mehr ein Gesamtklang. Herabpurzelnde Melodien erklingen, schnelle kleine Läufe, kleine Tänze und Hopser. Hier bleibt es nicht beim Dialog, viele Melodien erklingen gemeinsam, verweben sich, mal wird es gemeinschaftlich dröhnend und die zarten Töne verlieren sich darin und mal bleibt die glasklare Singstimme der höheren Register erhaltend. Dann wiederum scheint ein Flötenchor zu erklingen und die Organistin entlockt der Orgel in der Sankt-Nikolaus-Kirche die zartesten Töne. Ein anderes Mal tanzen unterschiedliche Melodien miteinander oder hintereinander her. Es sind melodische Werke, die ihre schmalen Finger auf den Tasten spielen.

Insgesamt ist es ein gelungener Auftakt zum Orgelherbst, wenn auch ein wenig spektakulärer, denn die Komponisten passen allzu gut zueinander und bleiben wenig experimentell. Das Publikum bedankt sich mit einem langanhaltenden Schlussapplaus und vereinzelten stehenden Ovationen bei der Künstlerin.

Wichtig für alle zukünftigen Besucher der Orgelherbstkonzerte ist noch eine kurze Info: Wegen eines Defekts der Orgel in der St. Canisius-Kirche finden dieses Mal alle Konzerte in Sankt Nikolaus in der Innenstadt statt.


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