Friedrichshafen / sz - Die frisch renovierte Mühle in Ittenhausen öffnet am Tag des offenen Denkmals, Sonntag, 14. September, wieder ihre Pforten. Zum diesjährigen Motto „Farbe“ wird eine Fotoausstellung zum Thema Brot gezeigt – mit der Möglichkeit, die unterschiedlichen Farbnuancen von Getreide- und Mehlsorten zu vergleichen. Informationen über die Mühlengeschichte vermittelt außerdem Bruno Müller vom Ailinger Geschichtsverein.
Die beiden weinrot bemalten historischen Mahlstühle im Mühlenraum passen ebenfalls zum diesjährigen Aktionsmotto „Farbe“. Ihren leuchtend roten Anstrich wählten bereits die mittelalterlichen Mühlenbetreiber, denn „Rot“ suggeriere Gesundheit und Kraft, Eigenschaften, die dem gemahlenen Mehl inne wohnten, sofern man sie nutze im weiter verarbeiteten Brot, erklärt Mühlenverwalter Joachim Haessler.
Niemand hätte wohl Mitte der 80er-Jahre, als mit Robert Ringer der letzte Müller der Ittenhauser Mühle starb und der Betrieb eingestellt wurde, daran geglaubt, dass die Mühle 30 Jahre später mit frisch verputzter Fassade und renovierten Innenräumen in neuem Glanz erstrahlen und weiter bestehen würde. Die Zeit der Getreide mahlenden mächtigen Mühlensteine, beziehungsweise später die der Mahlstühle, angetrieben von Wasserrädern – ab 1922 waren es Turbinen – ist zwar Vergangenheit. Aber die alte Mühlentechnik ist noch vorhanden und wurde fachmännisch restauriert.
Wohngebäude und Kleinkunstkeller
Damit hat der für die Sanierung und Restaurierung verantwortliche Joachim Haessler dafür gesorgt, dass das alte Mühlenambiente ansatzweise in unsere Zeit hinüber gerettet wurde. Haessler ist seit Bestehen der „Mühle Ittenhausen GbR“, seit Juni 2008, deren Geschäftsführer. Er hofft, dass die vollzogene Umnutzung der ehemaligen Mühle in ein Wohnhaus mit vier Wohneinheiten und einem großen Veranstaltungsraum weiterhin für deren Erhalt sorgen werde. Zum Ensemble gehört noch ein Wirtschaftsgebäude, dass zurzeit von Künstlern und Handwerkern genutzt wird. In einem 500 Jahre alten Gewölbekeller darunter ist sowohl Kleinkunst möglich wie auch Auftritte von kleinen Musikensembles.
Ihr Weiterbestehen, wenn auch mit veränderter Funktion, hat die Ittenhauser Mühle einem Versprechen zu verdanken: Der 91-jährigen Tochter Hedwig (Keller) von Hermann Rauch, dessen Familie die Mühleseit 1831 besaß, versprach Joachim Haessler, „ihre Heimat“, wie sie die Mühle nannte, zu erhalten. Die alte Dame war seine Schwiegermutter gewesen. Glücklicherweise hatte der Schwiegersohn bereits in jungen Jahren ein besonderes Verhältnis zum wichtigsten Nahrungsmittel und Kulturgut des Menschen, dem Brot, entwickelt, denn sein Großvater war Bäcker gewesen, und er hatte sich oft in dessen Backstube aufhalten dürfen.
Die Ittenhauser Mühle wird erstmals im Jahre 1198 in einer Schenkungsurkunde ans Kloster Kreuzlingen erwähnt. In der wechselvollen Geschichte der Mühle ist das Jahr 1831 ein besonderer Markstein. Damals ging die Mühle in Privatbesitz über: Der Müller Franz Joseph Rauch kaufte sie. Die Mühle wurde daraufhin saniert und erweitert. Im Jahre 1905 wurde sie aufgeteilt in eine Mahlmühle, die der eine Sohn Hermann betrieb, und eine Sägemühle, die dessen Bruder Wilhelm führte. Während des Zweiten Weltkriegs – am 25. Februar 1945 – zerstörte eine Sprengbombe die Nordfassade. Der heute 86-jährige Ittenhauser Josef Hänsler hat dies miterlebt. Nach der Beseitigung der Kriegsschäden pachtete sie im Jahre 1948 Robert Ringer. 36 Jahre später starb er.
Weitere Infos online unter
www.muehle-ittenhausen.de