Quantcast
Channel: Schwäbische: Feeds: Spaichingen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Der Druck auf den Apfelpreis steigt

$
0
0

Friedrichshafen / sz - Die Bodensee-Obstbauern haben schon bessere Zeiten erlebt: Einer weit überdurchschnittlichen Ernte von 300 000 Tonnen Jonagold & Co (21 Prozent mehr wie im Vorjahr) stehen 2014/15 große Absatzprobleme gegenüber. Da ist einerseits der Importstopp der Russen, andererseits sucht der ebenfalls von den Russen ausgebremste Apfelmarkt Polens (das größte Apfelland Europas) andere Abnehmer. Dass sich polnische Äpfel zusätzlich auf den europäischen Markt drängen, kann nur eine Konsequenz haben: Der Druck auf die Apfelpreise steigt. Auch im Anbaugebiet am Bodensee.

Eugen Setz ist ein ausgewiesener Kenner der Apfelszene und deren Marktes. Der Geschäftsführer der Obst vom Bodensee Marketinggesellschaft (Sitz Tettnang) verfolgt die aktuellen Entwicklungen mit Argusaugen: „Wenn man derzeit die Nachrichten verfolgt, mache ich mir schon Sorgen für die nächsten Wochen und Monate“. Setz nennt im SZ-Gespräch die Gründe: Da sei einerseits der Importstopp Putins, der auch die Bodensee-Obstbauern direkt betreffe. Die exportieren seit Jahren bis zu 8000 Tonnen nach Russland. Die Bodensee-Obstbauern seien auch indirekt vom Import-stopp betroffen. „Russland ist nämlich das Ventil für das Überangebot in Europa.“ Und schließlich, der hohen Apfelernte in Europa stehe zudem ein hohes Aufkommen an Streuobst- und Hausgartenbeständen gegenüber.

Eugen Setz ist zwar überzeugt, dass die Marke Bodenseeobst in der aktuellen Situation seine Marktanteile wird halten können. „Aber sie wird erheblich unter Preisdruck kommen.“ Setz rechnet nämlich mit Kampfangeboten aus Ländern, die ihre Ware in Russland nicht mehr unterbringen. „Das werden wir am Bodensee zu spüren bekommen“, meint Setz mit Blick auf eine landwirtschaftliche Kultur, die im Bodenseekreis umsatzmäßig und von ihrer Bedeutung die Nummer eins ist.

Des Obstbauern Leid, des Apfelkonsumenten Freud? Nur bedingt. Nach Worten von Setz mache die Preispolitik der Handel. Der Blick ins Regal der Supermärkte aber zeigt, dass die anstehende Apfelschwemme beim Verbraucher noch nicht angekommen ist. Tafeläpfel der Handelsklasse I kosten derzeit noch deutlich über zwei Euro/Kilo. Marktkenner aber sprechen davon, dass sich dieses Verbraucher-Preisniveau nicht wird halten lassen. Zur Misere kommt dazu, dass den hohen Tafelobst-Tonnagen auch ein hohes Streuobst- und Hausgartenaufkommen gegenüber steht. Der Verband der agrogewerblichen Wirtschaft (VDAW) schätzt, dass es statt der sonst 400 000 bis 600 000 Tonnen pro Erntejahr nun deutschlandweit bis zu 800 000 Tonnen sein werden. Das meiste Mostobst kommt dabei aus dem Süden.

Nach Worten von Setz haben diese Erntemengen zweierlei Auswirkung: Der Mostobstpreis geht mit fünf bis sechs Cent pro Kilo an eine Grenze, „wo sich das Auflesen nicht mehr lohnt“ (der Mostobstpreis betrug in der vergangenen Saison 16 bis 18 Cent pro Kilo). Andererseits bewirke die hohe Ernte in den Hausgärten eine Kaufzurückhaltung beim Verbraucher. Setz befürchtet, dass sich diese bis Weihnachten hinziehe.

Doppelter Preisdruck

Das Fatale für die Obstbauern: Sie müssen angesichts der Superernte und der Marktsituation mit Russland mit doppeltem Preisdruck zurechtkommen: Der wirkt einerseits aufs Tafelobst, andererseits aber auch aufs Mostobst. Und letzteres ist bekanntlich ein Stabilitätsfaktor für das Einkommen der Obstbauern.

Der gesamte Vegetationsverlauf beim Obst hatte 2014 ordentliche Witterungsbedingungen. Das trifft auf die Erdbeerernte, die Zwetschgen und Kirschen genauso zu wie auf die Äpfel. Hier wie dort stehen den hohen Ernteerträgen zumindest starke Preisschwankungen, oft aber auch starker Preisverfall gegenüber. Die einzig gute Nachricht in einem überquellenden Markt: „Die Qualität des Bodenseeobsts anno 2014 kann sich mehr als sehen lassen“, sagt Eugen Setz.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 14293

Trending Articles