Friedrichshafen / sz - Dass das ZF Forum das Stadtbild prägt, sieht jeder, der mit offenen Augen durch Friedrichshafen läuft. Wie großzügig, vielschichtig und beeindruckend die neue Konzernzentrale des Stiftungskonzerns auf dem ehemaligen Güterbahnhofsareal wirklich werden wird, erschließt sich erst bei einem Rundgang im Inneren. Eine Handvoll Journalisten hatten dazu anlässlich des Endes der Rohbauarbeiten am Mittwoch die Gelegenheit.
Atrium oder Aussicht? Nicht leicht zu entscheiden, was mehr Eindruck hinterlässt: der Blick vom sechsten Stock über die Innenstadt auf See und Berge oder der riesengroße Eingangsbereich hin zur Löwenunterführung, der bis zu 23 Meter hoch ist, von vielen Treppen, Balkonen, Brüstungen aus einsehbar und spätestens beim Gebäudebezug in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 von ganz viel Glas umgeben sein wird. Natürlich wirkt das vom Stuttgarter Architekten Wolfgang Kergaßner entworfene ZF Forum schon durch die schiere Größe. Die modulare Bauweise mit vier unterschiedlich hohen und langen Flügeln, die vom Atrium zusammengehalten werden, bietet aber schon im Rohbau ganz viele unterschiedliche Blickmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Gebäudes.
Die Arbeiten für das Forum liegen im Zeitplan, die Rohbauarbeiten sind weitgehend abgeschlossen, in der kommenden Woche wird der letzte Kran verschwinden. „Jetzt kann der Innenausbau beginnen“, sagt Bauleiter Marcus von der Oelsnitz. Zunächst geht es dabei vor allem um Fenster und Dämmung. „Bis zum Jahresende sollte alles dicht sein“, sagt von der Oelsnitz, dessen Büro in Weingarten ansässig ist und sich auf Bauleitungen spezialisiert hat. Erst dann herrscht im Forum eine bestimmte Mindesttemperatur, die nötig ist, um sensiblere Materialien - Holzböden etwa - einbauen zu können. 60 Arbeiter von 20 Firmen sind im Moment auf der Baustelle unterwegs, den Rohbau haben fast dreimal so viele errichtet.
Büros sind noch nicht verteilt
Es ist zwar weitgehend geklärt, welche ZF-Mitarbeiter künftig im Forum arbeiten werden. Wer in welchem Flügel, Stock oder Büro sitzt, steht aber noch nicht fest. Das werde wohl im Frühjahr 2015 festgelegt, sagt ZF-Sprecher Jochen Mayer. Klar ist, dass im Eingangsbereich, im Atrium also, ein musealer Teil zu finden sein wird, ebenso ein Kinosaal und ein öffentlich zugängliches Café. Im hinteren Teil des Gebäudes wird ein rund 300 Besucher fassender Hörsaal entstehen, mit moderner Projektionstechnik, Dolmetscherkabinen und der Möglichkeit, auch mal ein ganzes Auto hineinzuschieben. Mehrere Schulungsräume sind vorgesehen, für die Wissenswerkstatt, aber auch für die Fortbildung eigener Mitarbeiter und Zulieferer. Von der Löwentaler Straße aus kann dafür ein kompletter Gelenkbus ins Forum fahren.
Die Betonoptik der hohen Wände soll erhalten bleiben. Charakteristisch für den Eingangsbereich sind, große, in die Decke eingelassene Kegel, in denen Licht, Sprinkler und Sensoren für die Heizung eingebaut werden. Letztere wird komplett im Boden versenkt und über das ZF-eigene Blockheizkraftwerk versorgt.
Im Verhältnis zum Gesamtbauwerk geradezu winzig fällt die Tiefgarage aus, die wohl der Vorstandsetage und Topkunden vorbehalten sein wird. Für die 600 ZF-Mitarbeiter und die erhofften vielen Gäste entstehen zwischen Konzernzentrale und Werk 1 etwa 800 Parkplätze.
Bauleiter lobt Nachbarn
Bis auf ein paar Probleme mit Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkriegs sei die Baustelle unter dem Strich bis dato gut gelaufen, berichtet Bauleiter von der Oelsnitz. Dazu gehöre auch das gute Verhältnis zur Nachbarschaft. Natürlich belaste eine Baustelle, auf der von 7 bis 19 Uhr Betrieb ist, an einzelnen Stellen sogar bis 22 Uhr. Bisher habe man bei Problemen aber immer gemeinsam eine Lösung gefunden.
Zahlen und Daten zum ZF Forum
Grundstücksgröße: 20000 Quadratmeter
Gesamtnutzfläche/Bruttogeschossfläche: 30000 Quadratmeter
Kubatur: 156000 Kubikmeter
Höhe: bis zu 30 Meter (südlicher Gebäuderiegel)
Länge: bis zu 160 Meter (östlicher Gebäuderiegel)
Stockwerke: 6 (südlicher Gebäuderiegel) bzw. 4 (östlicher Gebäuderiegel)
Ausstellungsfläche: 3500 Quadratmeter
Mitarbeiterrestaurant: 500 Quadratmeter mit rund 300 Plätzen
Essensausgabe: 200 Quadratmeter
Cafeteria: 150 Quadratmeter
Büroarbeitsplätze: bis zu 600
Investitionssumme: rund 80 Millionen Euro
Kennzahlen zu den Bauarbeiten
Wie viele Kubikmeter Erdreich sind bewegt worden?
21000 Kubikmeter, davon 5600 Kubikmeter Erdreich der Pfahl-
köpfe
Wie viele Kubikmeter Beton sind verbaut worden?
Rund 26000 Kubikmeter
Wie viele Tonnen Stahl sind verwendet worden?
Rund 7000 Tonnen
Wie viele Stahlbetonpfähle sind gesetzt worden?
321 Stück mit einer Länge zwischen 25 Meter und 32 Meter
Wie lange sind die Bohrpfähle, würde man sie aneinanderreihen?
Rund 9600 Meter
Welche Maximallast haben eine Stütze und ein Bohrpfahl im ZF Forum zu tragen?
Stütze: 2000 Tonnen
Bohrpfahl: 800 Tonnen
Wie groß ist die Glasfläche der Fassade insgesamt?
7110 Quadratmeter
(davon: Glasdach Atrium 450 Quadratmeter; Forum und Atrium 2900 Quadratmeter; Bürofassaden 3760 Quadratmeter): Das sind 52 Prozent
Wie viele Kilometer Kabel werden in dem Gebäude verlegt?
Starkstromkabel: etwa 410 Kilometer
Schwachstromkabel: rund 240 Kilometer
Welche größte Spannweite wird durch Stahlbetonträger oder Betondecken überbrückt?
Stahlbetonträger-Spannweite: maximal 30 Meter
Betondecken-Spannweite: maximal 17 Meter
Wie groß ist die Grünfläche auf den Dächern des ZF Forums?
Rund 10300 Quadratmeter