Friedrichshafen / sz - Gläubiger des Bahnhof Fischbach haben sich am Freitag zu einem Termin am Insolvenzgericht getroffen, um das weitere Vorgehen in Sachen des insolventen Kulturzentrums zu besprechen. Viel Nährboden für Zuversicht gab es offenbar nicht, auch weil die Stadt Friedrichshafen, Schlüsselfigur einer möglichen Bahnhofs-Wiederbelebung, derzeit wenig Neuigkeiten zu ihren Plänen mit dem Bahnhof äußert.
„Wir haben auf unser letztes Angebot an die Stadt keine Reaktion erhalten. Es gab keine Verhandlungen“, sagte Jan van Bruggen, Insolvenzverwalter des Kulturzentrums, am Freitag nach dem Gerichtstermin zur Schwäbischen Zeitung. Deshalb bleibe ihm und alle Beteiligten weiter kaum eine andere Chance, als abzuwarten, was sich an der Front möglicher Interessenten für den Betrieb samt seiner komplexen Besitzverhältnisse entwickle. Bei allen Gerüchten, dass sich der eine oder andere Investor an dem Betrieb interessiert zeige – eine Rettung des Kulturangebots wird derzeit fast nur der Kommune zugetraut. Daher rührte auch die Enttäuschung des Insolvenzverwalters am Freitag: „Wir sind verwundert, dass die Stadt nicht einmal einen Vertreter entsendet hat“, so van Bruggen zuletzt. Dafür erntete er wenig Verständnis bei Stadtsprecherin Andrea Gärtner: „Unser Fachamt hatte Kenntnis von dieser Versammlung. Aber wir hatten keine Einladung und wir sind auch keine Gläubiger“, sagte Gärtner ebenfalls am Freitag. Man wisse nicht, warum man an den Gesprächen hätte teilnehmen sollen.
Kultur bis Jahresende
Auch zu einer Begehung des offenbar sanierungsbedürftigen Bahnhofsgebäudes, die vor wenigen Wochen stattgefunden haben soll, gab es zuletzt keine Details. Friedrichshafens Baubürgermeister Stefan Köhler skizzierte allerdings die aktuellen Geschehnisse in der Verwaltung: „Wir ermitteln derzeit den Bestand des Gebäudes, um uns ein Bild von der Situation vor Ort zu machen. Diese Erhebungen sind notwendig, um abschätzen zu können, welche Kosten bei einer Sanierung des Gebäudes anfallen“, schrieb er der SZ und fuhr fort: „Da es sich hier um ein sehr komplexes Verfahren handelt, dessen gewissenhafte Aufarbeitung eine entsprechende Zeit beansprucht, wird die Entscheidung noch weitere Zeit in Anspruch nehmen. Unterdessen könnte der Kulturbetrieb bis Ende des Jahres fortgesetzt werden. Eine diesbezüglich Lösung wird aktuell mit allen Beteiligten erarbeitet.“
Insolvenzverwalter van Bruggen, derzeit De-Facto-Chef des Kulturbetriebs, zählt sich indes nicht zu den Menschen, die in Pläne eines fortgesetztes Kulturbetriebs eingeweiht seien. Laut ihm habe die Stadt hingegen in den letzten Wochen quasi keine Gesprächsversuche in Bezug auf den Betrieb unternommen. Ihm bleibe derzeit nichts anderes übrig, als sein Angebot an die Stadt aufrechtzuerhalten, dass er vor Kurzem nach unten korrigiert hatte. Wenn sich binnen Monaten keine Bewegung zeige, bleibe nichts anderes übrig, als das Insolvenzverfahren zu Ende zu bringen.
Das konnte dann unter anderem mit einer Zwangsversteigerung des Bahnhofsgebäudes enden. In der Vergangenheit wurde der Stadt schon einmal unterstellt, sie ziele darauf ab, den Bahnhof Fischbach in diesem Fall zum Schnäppchenpreis zu bekommen. Das käme den Steuerzahler wohl am günstigsten, hätte aber Folgen für Gläubiger und den Begründer des Bahnhofs, Peter Berchtold. Ein mittelbar am Verfahren Beteiligter drückte sich am Freitag so aus: „Alle pokern hier. Das tut dem Bahnhof nicht gut.“