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Peter Hauswald sieht keine unerledigten Themen

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Friedrichshafen / sz - Heute steigt der Abschiedsempfang, am Freitag ist offiziell Schluss: Am 1. August geht Bürgermeister Peter Hauswald nach 15 Jahren im Amt in den Ruhestand. Im Gespräch mit Martin Hennings zieht der 66-Jährige eine positive Bilanz. Und er verrät seine drei größten Erfolge und mit welchem OB am besten Kirschen essen war.

Herr Hauswald, Sie sind seit Juli 2000 Bürgermeister von Friedrichshafen. Wie würden Sie die Stadt beschreiben, für die Sie 15 Jahre lang gearbeitet haben?

Friedrichshafen ist eine Stadt, in der unheimlich viel umgetrieben wird, mehr als in anderen Städten vergleichbarer Größe. Ein Beispiel: Wenn anderswo Musikschulen geschlossen werden, wird in Friedrichshafen eine neue eröffnet.

Bevor Sie ins Rathaus am Adenauerplatz kamen, waren Sie im Arbeitsamt tätig. Ein ungewöhnlicher Karriereverlauf, oder?

Kann man so oder so sehen. Ich war zuvor in Villingen-Schwenningen kommunalpolitisch aktiv und Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Gemeinderat. Über diese Schiene kam der Kontakt nach Friedrichshafen zustande. Es gab mehrere Bewerber, Freie Wähler und CDU, aber auch Stadträte anderer Fraktionen haben mich schließlich gewählt.

Sie haben in Ihrer Zeit als Bürgermeister – auch wegen verschiedener rathausinterner Umstrukturierungen – Verantwortung für ganz viele Themenbereiche gehabt. Gibt es ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Ja, Bildung und Familie war und ist ein Schwerpunkt meiner Arbeit. Das hat auch immer Spaß gemacht. Was jetzt nicht heißt, dass mir andere Dinge keine Freude bereitet hätten: Kultur, Medienhaus, Volkshochschule, Graf-Zeppelin-Haus, Krankenhaus, Feuerwehr....

In Sachen Feuerwehr ist es ja zeitweise durchaus rundgegangen.

Sie spielen auf den Feuerwehrbedarfsplan an. Da bin ich auf das Ergebnis heute noch stolz. Das Thema kam eigentlich im Zuge einer Sparrunde im Jahr 2007 hoch. Am Ende stand das Ergebnis, dass zusätzlich vier hauptamtliche Feuerwehrleute täglich im Einsatz sind. Das war das zwar überraschende, aber dann auch wichtige Ergebnis der Einbindung aller Beteiligten.

Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit war der Bereich Kinderbetreuung. Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?

Ja, die Zahl der Kita-Plätze wurde erheblich ausgebaut in meiner Zeit. So konnten wir innerhalb von zwei Jahren die Plätze der Unter-Drei-Jährigen von 450 auf 540 erhöhen.

Nicht ganz so gerade verlief der Weg in Sachen Schule ...

Stimmt. Ich bin ein klarer Verfechter des Zwei-Säulen-Modells, also des Nebeneinander von Gymnasium und Gemeinschaftsschule. Wir sehen, dass der fordernde und fördernde Ansatz viel besser ist als reiner Frontalunterricht. Ich bin überzeugt, dass auch eine Landesregierung jenseits von Grün-Rot das Rad an dieser Stelle nicht mehr zurückdrehen wird. Mir war es immer wichtig, dass in Friedrichshafen alle Schularten angeboten werden.

Was aber nicht zu 100 Prozent geklappt hat.

Ja, uns fehlt das klassische G9. Das sollten wir noch über eine Oberstufe an einer Gemeinschaftsschule erreichen. Dass wir mit der G9-Tandemlösung aus KMG und GZG – auch auf Grund eigener Fehler – gescheitert sind, ärgert mich wirklich noch heute maßlos.

Sie haben mal gesagt, dass Ihnen als Kulturbürgermeister das "unverwechselbare kulturelle Profil der Stadt" am Herzen liege. Was macht denn dieses Profil aus?

Ein Angebot auf sehr hohem Niveau, das wir auch dank der Arbeit und der Kontakte des Kulturbüros auf die Beine stellen können. Und dann die ganze Bandbreite von der Straßenmusik bis zu Anne-Sophie Mutter im GZH.

Ein Tiefpunkt war sicher der Untreueskandal in der Tourist-Info, die zu Ihrem Verantwortungsbereich gehört und bei dem Mitarbeiter der Stadt mindestens eine Viertelmillion Euro auf die Seite geschafft haben sollen. Wie steckt man sowas weg?

Menschlich war das natürlich schwierig. Man musste es dann aber so regeln, wie wir es geregelt haben (Trennung von den beschuldigten Mitarbeitern, Anmerkung der Redaktion). Ich bin froh, dass wir die Tourist-Info schnell wieder in ruhige Bahnen gelenkt haben.

Sie haben mit Bernd Wiedmann, Josef Büchelmeier und Andreas Brand drei Oberbürgermeister erlebt. Wer war denn der angenehmste Chef?

Alle hatten ihre Stärken und natürlich auch Schwächen – so wie ich selbst und jeder andere auch. Ich habe mit allen dreien gut und gerne zusammengearbeitet.

Wenn Sie jetzt auf Ihre 15 Jahre in Friedrichshafen zurückblicken: Auf welche drei Dinge sind Sie besonders stolz?

Auf die Gründung der Stadtmarketing GmbH, auf eine Kindergartenlandschaft, die sich wahrlich sehen lassen kann, und auf Schulen, die unterm Strich sehr gut aufgestellt sind.

Und was ist Ihnen nicht gelungen?

Da fällt mir spontan die Einführung der Gemeinschaftsschule in Ailingen ein. Das war eine große Chance, aber dafür war die Zeit noch nicht reif. Sonst sehe ich eigentlich keine großen unerledigten Themen.

Bleibt die Frage, wie sich der Ruheständler Peter Hauswald ab 1. August die Zeit vertreiben wird.

Ich bleibe im Kreistag und im Regionalverband. So ganz ohne Kommunalpolitik geht es nicht. Dann wissen Sie vielleicht, dass ich einen pflegebedürftigen Sohn habe, dessen Pflege bisher vor allem meine Frau übernommen hat. Und ich habe drei Enkelkinder, die mich fordern werden. So ist schon fest vereinbart, das ich ab Herbst einen Tag pro Woche in Kreuzlingen mit den Enkeln verbringen werden.


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