Friedrichshafen / sz - Der Schreckensmeldung folgt eine Entwarnung vom Eigentümer und Piloten höchstpersönlich: Die Do 24 ATT habe beim Zwischenfall beim Flugevent "Scalaria" auf dem Wolfgangsee "nur ein winziges Loch abgekommen", sagte Iren Dornier der SZ – natürlich im Verhältnis zum gesamten historischen Flugboot betrachtet. "Alles ist gut", beruhigt der Enkel von Claude Dornier.
Die Nachricht vom Unfall bei der Flugshow im Salzkammergut, an der Iren Dornier mit seiner Do 24 ATT teilgenommen hatte (die SZ berichtete), sorgt noch immer für Schlagzeilen. Zwar war niemand verletzt worden, und das Flugboot hatte auch keine Passagiere an Bord. Doch bei einem über Funk angekündigten "Touch and Go" (leicht die Wasseroberfläche berühren und dann wieder durchstarten) als Abschluss der Flugshow und vor der geplanten Landung war die Do 24 ATT kurz nach dem Aufsetzen auf dem Wolfgangsee stark nach links gerissen worden. In einer großen Gischtwolke drehte sie sich einmal um die eigene Achse, bis sie zum Stillstand kam.
Strukturgutachten erstellt
Laut Polizeiangaben hatte Treibgut unter Wasser, das nicht sichergestellt werden konnte, ein Loch in den Rumpf geschlagen. Weil die Maschine mit großer Geschwindigkeit unterwegs war, drang Wasser unter hohem Druck ins Cockpit ein. Experten zufolge muss geprüft werden, ob die Bord-Elektronik Schaden genommen hat.
Das Flugboot wurde in ein Strandbad abgeschleppt. Am Mittwoch noch wurde ein sogenanntes Strukturgutachten angefertigt – es gibt Auskunft darüber, ob ein Flugzeug flugfähig ist oder nicht.
Ehemalige Dornianer bezeichnen den Zwischenfall am Wolfgangsee als "nicht schlimm". Er sei keineswegs mit dem Unfall zu vergleichen, den die noch unlackierte Do 24 ATT auf den Philippinen nach ihrer Restaurierung hatte: Bei Roll- und Beschleunigungsversuchen war sie damals in ein Loch geraten. Dabei wurde etwa das Fahrwerk beschädigt. Seither war das historische Flugboot bis zum Zwischenfall auf dem Wolfgangsee weltweit unfallfrei unterwegs – Iren Dornier hatte beispielsweise für das Kinderhilfswerk Unicef den "Weltflug für die Jugend" absolviert.
"Die Do 24 ATT als hochseetaugliches Flugboot ist extrem belastbar", sagt der ehemalige Dornianer Rolf Breitinger aus Friedrichshafen, der die ursprüngliche Do 24 im Maßstab 1:10 nachgebaut hat und 238 Flüge seit 2007 absolviert hat. "Ich möchte gar nicht wissen, was mit einem kleineren Wasserflugzeug passiert wäre." Augenzeugen lobten die Reaktion Iren Dorniers, der in Kalifornien und Florida das Fliegen von der Pike auf gelernt hat, selbst Fluglehrer ist. Er habe bei dem Zwischenfall "Hervorragendes" geleistet und damit Schlimmeres verhindert: Durch die Drehung des Flugbootes wurde Energie relativ schnell abgebaut. Manche hatten zunächst sogar angenommen, die Drehung sei Teil der Show. Erst später erfuhren sie, dass diese gar nicht geplant war.
Eine unfreiwillige Drehung hatte Iren Dornier allerdings schon im amerikanischen Oshkosh 2005 beim Start seiner "Latina", wie er seine Do 24 ATT nennt, erlebt. Sie blieb glücklicherweise ohne Folgen.
Derweil äußern Insider Zweifel, ob die Veranstalter am Wolfgangsee für ausreichend Sicherheit gesorgt hätten. Jeder Flugplatz werde nach Fremdkörpern abgesucht. Dies müsse auch fürs Wasser gelten. Die Experten räumen allerdings ein, dass auch durch ein Absuchen der Wasserfläche mit einem Hubschrauber aus niedriger Höhe niemals garantiert werden könne, dass das Wasser völlig frei von Treibholz sei.
Überführungsflug steht an
Iren Dornier, den sein Vater Silvius Dornier einmal als "sehr guten Pilot" bezeichnet hatte, wollte sich am Mittwoch nicht weiter zu dem Zwischenfall äußern. Für Donnerstag ist der Überführungsflug nach Oberpfaffenhofen vorgesehen. In Deutschland steht die Do 24 ATT kurz vor ihrer regulären deutschen Verkehrszulassung. Die vorläufige Verkehrszulassung hat sie bereits.
Die Crew wird übrigens alles versuchen, damit die Do 24 zu den Do-Days vom 8. bis 9. August nach Friedrichshafen kommen kann.