Friedrichshafen / sz - Mit diesem Andrang hat keiner gerechnet: Förmlich überrannt wurde das Stadtarchiv am Montagabend bei der Eröffnung zur Ausstellung "Centre de Réparation Auto Sud (CRAS) – ein französischer Militärbetrieb in Friedrichshafen 1947 bis 1985". Das Rätsel war bald gelöst, als Philippe Piche die zahlreichen ehemaligen Betriebsangehörigen bat, die Hand zu heben.
Dreißig Jahre nach Schließung des deutsch-französischen Betriebs kommen "CRASler" noch immer jährlich einmal zusammen, der von 80 Mitarbeitern gegründete Freundeskreis zählt noch 40 Mitglieder. Diese sind bis heute stolz auf ihre Firma. Sie haben ihre Erinnerungsstücke gehütet und gerne für die Ausstellung zur Verfügung gestellt, die damit geradezu zu einer "low-budget"-Ausstellung geworden ist, wie Hartmut Semmler vom Stadtarchiv, der die Konzeption der Ausstellung erstellt hat, sagte.
Die Ausstellung beleuchte ein Kapitel Häfler Stadtgeschichte und zugleich die deutsch-französische Freundschaft, sagte Bürgermeister Peter Hauswald in seinem Grußwort: "Sie ist ein schöner Ausflug in die Häfler Geschichte, die fortlebt in den jährlichen Treffen des CRAS-Freundeskreises." In einer fruchtbaren Kooperation von CRAS-Freundeskreis, Arbeitskreis Stadtgeschichte und Stadtarchiv sei eine Ausstellung entstanden, in der Stadtgeschichte nachvollziehbar werde.
Für die Betriebsangehörigen blickte Monique Schönfeld, die ehemalige Chefsekretärin und heutige Vorsitzende des Freundeskreises, zurück auf die Firma. Sie erzählte von den Werkstätten, von der Schlosserei, Sattlerei und Schreinerei bis hin zur Bäckerei. Repariert wurde der Fuhrpark der französischen Besatzung und der US-Fahrzeuge, Panzer wie Raketen, erfüllt wurden aber auch private Wünsche von Generälen und Betriebsangehörigen. Wesentlich war ihr die gute Zusammenarbeit der deutschen und französischen Mitarbeiter: "Die deutsch-französische Verständigung ist in Friedrichshafen entstanden und gewachsen." Gerne erinnert sie sich an ihre Chefs, an den französischen "Chef du service des ateliers" und den deutschen Produktionsleiter Kurt Specker.
Philippe Piche, bis 1985 Meister der Elektroabteilung, erzählte, wie er als Soldat nach Deutschland gekommen sei: "Ich wollte die bösen ‚boches’ kennenlernen." Solche habe er keine gefunden, aber gerne bei CRAS gearbeitet.
Lesestoff für Hauswald
Hartmut Semmler dankte allen Beteiligten für die tolle Zusammenarbeit. Zusammen mit Niko Nimmerrichter, dem Leiter des Amtes für Erwachsenenbildung und Stadtgeschichte, hielt er zum Dank für dessen Einsatz fürs Stadtarchiv noch eine Überraschung für Bürgermeister Hauswald bereit: "Wir haben ein bisschen historischen Lesestoff zusammengepackt."
Dicht gedrängt standen dann die Gäste in der Ausstellung, für die die CRASler, allen voran Roland Specker, sehr viele Stücke hergegeben haben. Zu sehen sind neben technischen Daten zahllose Fotografien aus dem Betriebsalltag, die eifrig studiert wurden: "Guck, dees isch er." Die Erinnerungsstücke reichen von Miniaturkanonen als Geschenke für hohe Offiziere zur Vitrine voller Werkzeuge und Ersatzteile: Was nicht mehr zu haben war, wurde alles selbst hergestellt. Letzte Fotos zeigen auch den Abriss der Werksgebäude.
Die Ausstellung ist bis 30. September im Stadtarchiv zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr, donnerstags 9 bis 12 und 13 und 18 Uhr.