Friedrichshafen / sz - Aus der hiesigen Musikszene und darüber hinaus sind sie nicht wegdenken: die Buchers aus Ailingen. Daher hat sich die Schwäbische Zeitung für die Serie "Hier spielt die Musik" bei der musikalischen Familie umgesehen. Im gemütlichen Gespräch hat der älteste Bruder Leo Bucher aus der Familiengeschichte erzählt.
Am 3. Juli, wenn der Fanfarenzug Graf Zeppelin seinen 50. Geburtstag feiert, wird Leo Bucher wieder mit der Big Band "Royal" zu erleben sein und die Menge begeistern wie in alten Zeiten, als das Orchester "Royal" von 1975 bis 1985 das führende Tanzorchester in der Region war und bei keinem Fasnetsball, bei keinem anderen großen Ball und keinem Tanzturnier bis Biberach und Reutlingen fehlen durfte. Von den gemeinsamen Bürgerbällen stammt der Kontakt zum Fanfarenzug, für den er jetzt sein Orchester mit ehemaligen und neuen guten Musikern aus der Region reaktiviert hat. Nach der riesigen Resonanz beim letzten Bürgerball sei bereits ein weiteres Projekt für Februar geplant. Bekannt ist Leo Bucher auch als Saxophonist im Stadtorchester. Dabei war er 1964 ursprünglich als Oboist hineingekommen, und das mit 15 Jahren. Wie das kam?
"Unsere Geschichte beginnt viel früher", sagt er. Schon Großvater Baptist spielte in Ailingen Tenorhorn, sein Vater Leo sen. war Tubist und zwanzig Jahre lang Dirigent beim Musikverein Ailingen. "Wir acht Kinder hatten das Glück, alle ein Instrument lernen zu dürfen." In der noch jungen Musikschule unter Anton Elflein hätten sie gute Lehrer gehabt, alle Militärmusiker. Die Mädchen der Familie Bucher lernten Klavier, Akkordeon oder Gitarre, die Buben zum Klavier ein Blasinstrument: Egon spielt heute Posaune und E-Bass, Kuno Saxofon und Flöte, Albin spielt Trompete und singt, nur Urban, der jüngste, ebenso talentierte Bruder wandte sich dem Radball zu und war bis in die Bundesliga erfolgreich.
Leo hat erst Klarinette, dann Oboe gelernt, für ihn ein einschneidendes Ereignis. Denn Jupp Bergmüller habe ihn mit der Oboe ins Stadtorchester mitgenommen, wo er für die schwierigen Werke erst richtig das Üben gelernt habe. Dann holte ihn Teddy Schäffler, der erste Trompeter des Stadtorchesters, als Saxophonist ins Orchester. Wegen seiner Vielseitigkeit habe ihn das Saxophon sofort begeistert, damit ist die Oboe in den Hintergrund getreten. Die Gründung des eigenen Tanzorchesters bedeutete eine Pause im Stadtorchester. Erst danach, als mit Familie und Kindern andere Prioritäten galten, gelang es Motti Miron, ihn 1987 wieder zurückzuholen.
Das Tanzorchester "Royal" hatte Leo mit seinen Brüdern Kuno und Egon angefangen, mit 15 war Albin als Sänger dabei. An allen Wochenenden waren sie unterwegs: "Wir waren nie daheim." Während Kuno und Egon bis heute in verschiedenen Ensembles "querbeet unterwegs" und erfolgreich sind, ist Albin Bucher ausgestiegen, als er 1979 nach dem Trompetenstudium von Bernd Hengst als neuer Leadsänger zu den "Flippers" geholt wurde. 1984 gründete er unter seinem Künstlernamen eine eigene Band, die "Albin Berger Band". Drei Mal gewann er mit eigenen Titeln die "Deutsche Schlagerparade" bei Dieter Thomas Heck und zählte damals zu den fünf meistgespielten Schlagersängern im deutschsprachigen Raum. Nach der Schlagersänger-Karriere gründete Albin einen Musikverlag und ein eigenes Label, 2012 brachte er noch einmal ein Album heraus, mit dem Titel "Rettungslos verliebt".
"Das Musik-Gen ist weitergegeben worden", freut sich Leo Bucher. Alle ihre Kinder seien musikalisch aktiv. Seine Söhne Daniel und Alexander spielen Trompete und Saxofon. Während Alexander die Musik als Hobby weiterpflegt, hat Daniel Schulmusik, Trompete, Dirigat und Popularmusik studiert. Am Musikgymnasium in Kirchheim/Teck leitet er als Fachbereichsleiter alle Ensembles, zugleich ist er ein gefragter Trompeter. Am See war er mehrfach im Trio mit Florian Keller und Patrick Brugger oder im Blechbläserquintett "Toccata Brass" zu erleben. Stolz erzählt sein Vater Leo: "Auch der zweijährige Enkel reagiert schon auf Musik."