Friedrichshafen / sz - Bereits im Alter von 13 Jahren hat Uwe Metzinger seine Liebe zu Nepal entdeckt. Am morgigen Donnerstag, 25. Juni, wird der Allgemeinarzt im Roncalli-Haus über seine Arbeit in einer Krankenstation in den nepalesischen Bergen berichten – und darüber, wie die Menschen mit den Folgen der verheerenden Erbeben kämpfen.
Schon seit Jahren engagiert sich der Ailinger Arzt Uwe Metzinger für die Menschen in Nepal. Ende Februar reiste er wieder einmal in das Dorf Rapchha Basa, um ein Versprechen einzulösen. Als dort vor zweieinhalb Jahren eine Krankenstation aufgebaut worden war, gab er den Bewohnern die Hand darauf, dass er einmal zurückkommen würde, um dort einige Wochen dort als Arzt zu arbeiten.
Weil Metzinger nicht gerne mit Hilfsorganisationen zusammenarbeitet ("Dort versandet zu viel") plante er die ganze Reise selbst. Der Weg von Kathmandu in das entlegene Dorf, betont er, könnten sich Europäer kaum vorstellen. "Ich war einen Tag mit dem Jeep und einen Tag zu Fuß unterwegs", verrät der Ailinger Arzt. Für gerade einmal 200 Kilometer, wohlgemerkt.
In der Krankenstation waren sie dankbar für die Unterstützung durch den deutschen Arzt. "Üblicherweise arbeiten dort nur zwei junge Krankenschwestern", berichtet Metzinger. "Aber die machen alles. Sie renken Brüche ein, sie behandeln Zähne." Metzinger brachte nicht nur seine Arbeitskraft mit, sondern auch sechs Kisten voller Medikamente und Verbandsmaterial, der er nach seiner Ankunft in Kathmandu gekauft hatte – alles finanziert durch Spenden, die er in seiner Praxis gesammelt hatte.
Rücken, Gelenke, Duchfall
Zirka 60 Patienten behandelte der Ailinger Arzt pro Tag, an einem Tag sogar einmal 100. Die häufigsten Beschwerden: Rückenleiden, Gelenkschmerzen, Durchfall. Viele der Menschen nahmen einen harten Tagesmarsch für den Arztbesuch auf sich. Ein Wartezimmer, wie wir es von deutschen Praxen kennen, gibt’s dort natürlich auch nicht – geduldig warten die Patienten oft stundenlang auf dem Hof unter freiem Himmel.
Uwe Metzinger war gerade drei Wochen zu Hause, als am 25. April das erste Erdbeben Nepal erschütterte. Die Bilder, die er in den Nachrichten sah, seien "ein totaler Schock" gewesen. Sein erster Gedanke: "Warum ist das nicht vier Wochen vorher passiert? Dann hätte ich viel mehr bewirken können." Im Dorf Rapchha Basa ist zum Glück niemand getötet worden, zwei Drittel der Häuser allerdings lagen in Trümmern. Der Rest stürzte beim zweiten Beben am 12. Mai ein. Nur die Krankenstation blieb stehen.
Im Moment kauern die Menschen in Rapchha Basa unter Plastikplanen. Es ist Monsunzeit, immer wieder droht die Gefahr von Erdrutschen. Eine große Plage sind die Blutegel, berichtet Uwe Metzinger. Von seinem Plan, sofort wieder ins Katastrophengebiet zu reisen, haben ihn seine nepalesischen Freunde abgebracht. Er könnte nicht helfen, teilten sie ihm mit, weil er vermutlich in Kathmandu hängen bleiben würde. "Derzeit gibt es keine Möglichkeit, die Region zu erreichen. Ich müsste einen Hubschrauber chartern." Im Moment bleibt Uwe Metzinger nichts anderes übrig, als Geld zu sammeln – und die Öffentlichkeit auf die dramatische Lage in Nepal aufmerksam zu machen.
Bei seinem Vortrag am Donnerstag, 25. Juni, wird Uwe Metzinger Bilder von seiner Zeit als Arzt auf einer Krankenstation in den nepalesischen Bergen zeigen, von Kathmandu sowie von einer Trekkingtour im Ganesh Himal. Er wird auch über die aktuelle Situation nach dem Beben berichten. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Roncalli-Haus in Ailingen. Der Eintritt ist frei.